- Die Schweiz sei bislang erstaunlich gut durch die Krise gekommen, heisst es im neuen Länderbericht der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
- Vom Corona-Schock habe sich die Wirtschaft hierzulande rascher erholt als in vielen anderen Industriestaaten.
- Auch die Prognose sei günstig: Um drei Prozent – also recht kräftig – wird die Schweizer Wirtschaft laut OECD dieses Jahr wachsen.
Viele der hiesigen Unternehmen hätten sich in einem garstigen Umfeld im internationalen Wettbewerb behauptet, lobt die OECD. Der Staat habe die Wirtschaft beherzt und wirksam unterstützt – vor allem durch die Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigungen.
Auch das Personal sei in vielen wichtigen Branchen – beispielsweise Pharma und Finanz – gut ausgebildet und produktiv.
Vorsicht wegen Immobilienblase
Ins Bild gehöre allerdings auch, dass Branchen wie das Gastgewerbe stark unter den Corona-Massnahmen gelitten haben. Dass aber solche Branchen, in denen ohne Kundenkontakt nichts geht, hierzulande weniger bedeutsam seien als anderswo. Zwar debattierten Medien und Politik bekanntlich viel darüber, was zu tun sei, um etwa der Gastronomie zu helfen. Aber der Wohlstand des Landes hänge nicht davon ab, steht sinngemäss im Bericht.
Staatliche Steuerung sei wichtig, und zwar in der Krise noch mehr als sonst. So solle die Schweizerische Nationalbank SNB ihren Kampf gegen die Frankenstärke fortführen und die Zinsen niedrig halten. SNB und Finanzmarktaufsicht müssten auch dafür sorgen, dass der Immobilienmarkt nicht noch weiter überhitze.
Bund und Kantone sollen erweiterte Kurzarbeit, Härtefallhilfen und die übrigen Stützungsmassnahmen beibehalten. Aber das alles nur so lange wie nötig. Möglichst rasch müsse die Wirtschaft erneut den Marktkräften ausgesetzt sein, um sie fit zu halten, sagte OECD-Generaldirektor Mathias Cormann anlässlich der Online-Präsentation des Berichts.
Gleiches Rentenalter für Frau und Mann
Wie immer in einem Länderexamen, präsentiert die OECD diverse Ideen, wie die Schweiz noch leistungsfähiger werden kann. Erheblichen Reformbedarf habe demnach die Altersvorsorge. Weil die Bevölkerung immer älter wird, müssen verhältnismässig mehr Alte von den Arbeitseinkommen der Jungen finanziert werden. Das belastet die AHV. Die OECD-Experten plädieren darum für das Rentenalter 65 für beide Geschlechter.
Sie stechen damit wissentlich in ein politisches Wespennest. Die laufende Rentenreform ist bekanntlich höchst kontrovers und die Linke wehrt sich gegen ein höheres Frauenrentenalter, solange nach wie vor Lohnungleichheit besteht.
Um mehr Frauen – möglichst auch mit einem höheren Pensum – in den Arbeitsmarkt zu bringen, solle die Kinderbetreuung ausgebaut werden, schreibt nun die OECD. Der Bericht regt zudem an, zu einem Elternzeitsystem überzugehen. Das Ziel sei, mehr ältere, geringqualifizierte und weibliche Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei den Arbeitszeiten abzubauen.