«Wissen» sei der Rohstoff der Schweiz, heisst es häufig. Insgesamt haben Firmen hierzulande im vergangenen Jahr fast 17 Milliarden Franken für Forschung und Entwicklung ausgegeben – um neue Medikamente zu entwickeln zum Beispiel oder um eine bestehende Maschine weiter zu verbessern.
Die Schweizer Wirtschaft lebt stark von neu entwickelten Produkten oder neuen Erkenntnissen. Deshalb sind diese Ausgaben eine wichtige Kennzahl der Schweizer Wirtschaft.
Nach zwei Jahren Pandemie zeigt sich, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung nicht gekürzt wurden. Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS), erklärt: «Insgesamt sehen wir eine sehr positive Entwicklung und das seit mehreren Jahren.»
Wir sehen, dass vor allem im Pharmabereich stark investiert worden ist.
Allerdings müsse man schauen, was genau gewachsen ist. «Es ist vor allem im Pharmabereich stark investiert worden ist, insbesondere im Biotechnologie-Bereich», so Ulrich.
Mehr als jeder dritte Franken landet im Pharmasektor
Gerade der Pharmabereich ist bereits heute ein zentrales Standbein der Schweizer Wirtschaft. Inzwischen wird mehr als jeder dritte Forschungsfranken im Pharmasektor investiert.
Allerdings hat die Schweizer Wirtschaft noch andere, wichtige Wirtschaftszweige – und dort sieht das Bild anders aus: «Beim Metall oder auch beim Maschinenbau haben wir Rückgänge zu verzeichnen.» Ulrich meint, dass diese Branchen während der Pandemie womöglich stärker betroffen waren als andere.
Corona hat zu einer Verschiebung geführt
Folglich mussten gewisse Unternehmen schauen, dass sie mit den Folgen der Pandemie zurechtkommen. Und da hatte beispielsweise die Entwicklung einer neuen Maschine nicht oberste Priorität.
Die Corona-Pandemie hat somit zu einer Verschiebung geführt: Die ohnehin starke Pharmabranche hat weiter kräftig investiert – ähnlich wie auch die Bereiche Informatik und Digitalisierung. Demgegenüber stehen die traditionelle Maschinen- und Metallindustrie, die ihre Ausgaben zurückgefahren haben.
Eine Entwicklung, die Rudolf Minsch durchaus mit Sorge beobachtet. Er ist Chefökonom beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, welcher an der aktuellen Studie zu den Investitionen in die Forschung mitbeteiligt ist: «Es ist leider davon auszugehen, dass die Maschinenindustrie und weitere Industrien tendenziell eher rückläufig sind.»
Minsch hoffe, dass dieser Effekt temporär ist. Denn es sind vor allem die typisch mittelgrossen Unternehmen mit bis zu 250 Angestellten, die ihre Entwicklungstätigkeiten reduziert haben.
Die internationale Konkurrenz schlafe nicht, wie der Blick über die Landesgrenzen zeigt: Es gäbe andere Länder, die deutlich mehr in Forschung und Entwicklung investieren würden als die Schweiz, so Minsch.
Die Innovationsfähigkeit des Landes ist entscheidend für den Wohlstand der Zukunft.
Ausserdem betont er: «Die Innovationsfähigkeit des Landes ist entscheidend für den Wohlstand der Zukunft. Und wir haben hier durchaus sehr viel Luft nach oben.» Deshalb tue auch die Schweiz gut daran, sich nicht abhängen zu lassen.
Positiv stimmt ihn die Tatsache, dass vor allem kleine Unternehmen und insbesondere Start-ups trotz Pandemie kräftig investiert haben. Mehr übrigens als je zuvor.