Sie will einfach nicht richtig auf Touren kommen, die globale Wirtschaft. Zwar haben sich seit dem Ende der Pandemie einige, wichtige Wirtschaftsindikatoren wieder positiv entwickelt.
Es ist keine Krise, aber es ist unterdurchschnittlich und das schon seit einiger Zeit.
Die Industrienationen haben die Inflation weitgehend in den Griff gekriegt, Unternehmen investieren wieder, der Konsum steigt und die Lieferketten haben sich mit Ausnahmen stabilisiert. Doch das alles geschehe auf noch immer sehr bescheidenem Niveau, sagt KOF-Chef Jan-Egbert Sturm: «Die globale Wirtschaft ist relativ schwach unterwegs. Es ist nicht desaströs, es ist keine Krise, aber es ist unterdurchschnittlich und das schon seit einiger Zeit.»
Sturm spricht von einer globalen Wirtschaft im Schwebezustand. Ein Schwebezustand, der primär den geopolitischen Verwerfungen geschuldet sei. Der Krieg in der Ukraine, der Krieg im Nahen Osten, der Handelskrieg zwischen den USA und China: «All diese Faktoren sorgen für eine gewisse Stimmung, die nicht gerade euphorisch ist. Das führt zu einer abwartenden Haltung, die sich wiederum in Wirtschaftszahlen niederschlägt.»
Zugpferd sind immer noch die USA
Immerhin: Wachstumsimpulse kommen wie meist aus den USA. Auch wenn sich die dortige Wirtschaft abkühlt. Die USA sind noch immer das Zugpferd der globalen Wirtschaft. Und auch wenn China derzeit mit einer Immobilienkrise kämpft und deshalb nicht der Wachstums-Champion der letzten Jahre ist, wächst das Land immer noch schneller als die Europäische Union, der Bremsklotz der globalen Wirtschaft. «In Europa und insbesondere auch in Deutschland wird weniger investiert und auch die Konsumentenstimmung ist sehr verhalten», so Sturm.
Der exportorientierte Nicht-Pharma-Sektor ist das Sorgenkind der Schweiz.
Tatsächlich investieren die deutschen Unternehmen aktuell immer noch weniger als vor der Pandemie. Die Zurückhaltung in der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt lastet auf der globalen Konjunktur. Und das wiederum bekommen Schweizer Firmen zu spüren. Sturm: «Der exportorientierte Nicht-Pharma-Sektor ist das Sorgenkind der Schweiz.» Gerade die Maschinenindustrie in der Schweiz lebt zunehmend von der Hand in den Mund. Es fehlt an Aufträgen.
Verletzliche Wirtschaft der Schweiz
An dieser Branche lässt sich besonders gut ablesen, wie verletzlich eine kleine, offene Volkswirtschaft wie die Schweiz ist. Sturm sagt: «Praktisch alle Schweizer Branchen, die für das hiesige Wachstum relevant sind, brauchen eine internationale Kundschaft. Ob Pharma, Tourismus, die Maschinenindustrie oder die Banken.» Deshalb sei es wichtig für die Schweiz, dass «die Weltkonjunktur anziehe und vor allem, dass die Märkte offen bleiben.»
Die Schweiz mit ihrem kleinen Heimmarkt ist eines der am stärksten globalisierten Länder der Welt. Und darin besteht aktuell die grösste Gefahr. Denn die handelspolitischen Signale aus den USA, aus China und nicht zuletzt aus der EU – sie stehen derzeit weltweit auf Protektionismus statt auf Freihandel. Für Schweizer Unternehmen ist dies eine immense Herausforderung.