Die globale Wirtschaft ist tief gespalten: Auf der einen Seite die westlichen Industriestaaten, angeführt von den USA – auf der anderen Seite China und Russland. Bereits ist von einem neuen Kalten Krieg die Rede. Industrie- und Machtpolitik befinden sich auf dem Vormarsch.
Für eines der am stärksten globalisierten Länder der Erde – die Schweiz – sind das keine guten Nachrichten. Denn die Schweiz ist auf offene Märkte angewiesen. Mit einem Umfang von 275 Milliarden Franken im Jahr 2023 spielt der Warenexport eine zentrale Rolle für die hiesige Wirtschaft.
Besonders Produkte der Chemie- und Pharmabranche sowie Schweizer Präzisionsarbeit wie Maschinen sind gefragt.
Muss sich die Schweiz entscheiden?
Der Chefökonom von Economiesuisse, Rudolf Minsch, erwartet, dass die Spannungen zwischen West und Ost weiter zunehmen werden und sich die Schweiz womöglich für eine der beiden Seiten werde entscheiden müssen. «Für die Schweiz wäre dies das Schlimmste», sagt er.
Eine Entkopplung wäre ein sehr ungünstiges Szenario, das alle Länder der Welt betreffen würde.
Die Entflechtung der zwei grössten Volkswirtschaften der Welt – USA und China – beobachtet auch der Ökonom Hans Gersbach. «Wenn es zu einer Entkopplung kommt und die Länder gezwungen werden, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden, hätten wir ein sehr ungünstiges Szenario, das alle Länder der Welt betreffen würde», so der Co-Leiter der Konjunktur-Forschungsstelle KOF der ETH Zürich.
Je stärker sich der amerikanische und der chinesische Markt voneinander entkoppeln, desto schwieriger also wird die Lage für Schweizer Unternehmen. Sie sind direkt oder indirekt vom Handelskrieg betroffen.
Erst Anfang Dezember schränkte die USA Chip-Exporte nach China weiter ein. Das Lieferverbot betrifft nun auch ausländische Unternehmen, sofern dort US-Technologie zum Einsatz kommt. Und so prüfen jetzt auch Schweizer Chip-Hersteller, ob sie von den Exportbeschränkungen betroffen sind. Das Beispiel zeigt, wie sensibel die Situation aktuell ist.
Zölle auf allen Seiten
Kommt hinzu: Die grossen Volkswirtschaften hüben wie drüben decken sich mit Zöllen auf jedwede Güter ein – die USA und China, aber ebenso auch die EU. Und mit dem neuen, alten US-Präsidenten Donald Trump dürfte der Handelskrieg kaum abebben.
Die Folgen sind schon heute sichtbar: Es wird global weniger exportiert, Lieferketten werden zerstört. Die Kosten für Produkte steigen, die Weltwirtschaft lahmt.
Für die Wohlstandsentwicklung der ganzen Welt ist das äusserst schlecht.
Viele Länder hätten bisher vom Welthandel profitiert, ihr Wohlstand seit stark gestiegen, sagt Minsch von Economiesuisse. «Wenn sich nun alle abschotten und nur für sich selbst schauen, kann das im einzelnen Land kurzfristig für Linderung sorgen. Doch für die Wohlstandsentwicklung der ganzen Welt ist das äusserst schlecht.»
Bilaterale Freihandelsabkommen abschliessen
Was also kann die Schweizer Wirtschaft tun, damit sie auch 2025 stark bleibt? Mit allen und jedem ins Geschäft kommen – und bleiben, sagen die Wirtschaftsexperten unisono. Der Königsweg für eine gesunde Schweizer Wirtschaft könne letztlich nur über Freihandelsabkommen führen, sagt Minsch.
Doch das Beispiel EU zeigt auch: so einfach ist es eben nicht, mit sehr wichtigen Partnern ins Geschäft zu kommen. Und das jüngste Abkommen mit Indien hat zwar viel Potenzial, doch bis etwas Zählbares daraus wird, dürfte es noch eine Weile dauern.