Sie wächst, aber sie wächst langsamer. Um 1.4 Prozent wird die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr noch zulegen, sagen die Ökonomen des Bundes voraus. 2026 sollen es 1.6 Prozent sein.
Damit korrigiert das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco seine Prognosen nach unten – und die Schweiz steuert auf zwei weitere Jahre mit unterdurchschnittlichem Wachstum zu.
Vorsicht wegen Trump
Die Vorsicht teilen auch die Konsumenten: Im Februar fiel die Konsumentenstimmung insgesamt zwar besser aus als im Vorjahr. Mit Blick auf die erwartete Wirtschaftsentwicklung zeigten sich Schweizerinnen und Schweizer aber pessimistischer.
Ein Handelskonflikt hätte Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft. Aber auch auf die Investitionen und die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz.
Der Hauptgrund für die Verunsicherung und die vorsichtigen Prognosen sitzt im Weissen Haus: Seit US-Präsident Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten hat, können sich die Rahmenbedingungen täglich ändern. Die Zollschlacht mit den Handelspartnern ist bereits angezettelt. Die grosse Frage ist, ob daraus ein ausgewachsener Handelskrieg werden könnte. Laut Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, hätte das Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft. «Aber auch auf die Investitionen und die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten.»
Neben dem Faktor Trump sind die bewaffneten Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine ein negativer Treiber. Das Risiko für Korrekturen an den Finanzmärkten dürfte erhöht bleiben. Und die Inflation könnte international hartnäckiger sein als erwartet und eine Lockerung der Geldpolitik durch die grossen Zentralbanken verzögern.
Szenarien-Denken beim Seco
In Zeiten grosser Unsicherheit sind Prognosen naturgemäss schwierig. Das Seco hat deshalb für alle Eventualitäten ein Szenario parat. Neben dem Basisszenario gibt es auch eines für den Worst Case, den Handelslkrieg. Dann wachse die Wirtschaft im nächsten Jahr lediglich noch um 0.8 Prozent. Und es müsse auch mit mehr Arbeitslosen gerechnet werden.
Laut Seco dürfte die Schweizer Wirtschaft aber selbst im Negativszenario glimpflich davonkommen. Eine Rezession drohe nicht. Die Chemie- und Pharmaindustrie etwa stütze die Wirtschaft, so Scheidegger. Ihre Produkte machten bis zu 50 Prozent der Schweizer Exporte aus. «Es braucht Medikamente überall auf der Welt. Auch in schwierigen Zeiten.» Deshalb sei er zuversichtlich, dass gerade Chemie und Pharma nicht zu stark eingeschränkt würden.
Charmeoffensive in den USA
Bei der blossen Zuversicht belässt es das Seco im Fall der USA aber nicht – und setzt auf eine Charmeoffensive. Chefin Helene Budliger Artieda ist nach Washington gereist und hat dort den US-Handelsbeauftragten getroffen. Denn Trump ist dabei, auch die Handelsbeziehungen zur Schweiz auf «unfaire Praktiken» zu durchleuchten.
Ziel des Treffens: Die US-Vorwürfe unlauterer Handelspraktiken entkräften und an die Verbundenheit und die gute Zusammenarbeit der beiden Ländern in der Vergangenheit erinnern. Laut Seco seien die Gespräche erfolgreich und in einer «freundlichen Atmosphäre» verlaufen. Ob die Schweiz damit drohende Zölle auf ihre Exporte abwenden konnte, muss sich zeigen – Donald Trump bleibt unberechenbar.