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Internetbank Revolut sperrt Kundenkonto ohne Begründung
Aus Kassensturz vom 11.02.2020.
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Smartphone-Bank Kunden zahlen teuer für Gratis-Dienstleistungen von Revolut

Die App-Bank Revolut sperrt reihenweise Konten und lässt die Kunden über Monate hängen.

Ökonomie-Student Stephan R. nutzte für Zahlungen im Ausland den Finanzdienstleister Revolut. Mit der Debitkarte von Revolut konnte er kostengünstig Barbezüge an Automaten tätigen und zu einem guten Wechselkurs Einkäufe machen. Das ist ein grosser Vorteil gegenüber der Kreditkarte seiner Bank, findet Stephan R.: «Bei gewissen Automaten im Ausland kann man keinen grossen Betrag abheben. Und dann berechnet dir die Bank jedes Mal drei Franken oder mehr!»

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Trotz Intervention hat Stephan R. seit zwei Monaten keinen Zugriff auf sein Geld.
Aus Kassensturz vom 11.02.2020.
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Kein Einzelfall

Stephan R. nutzte die Dienstleistungen von Revolut ein gutes Jahr lang problemlos. Doch im November des letzten Jahres ging von einem Moment auf den andern nichts mehr, denn Revolut sperrte sein Konto. Stephan R. hatte per sofort keinen Zugriff mehr auf sein Geld.

Die einzige Möglichkeit, mit dem Kundendienst Kontakt aufzunehmen, war über die Chat-Funktion in der App. Eine extrem mühsame Sache, findet Stephan R.: «Ich öffnete den Live-Chat und chattete mit mehreren Kundendienst-Angestellten. Sie schrieben mir dann, dass mein Konto blockiert worden war, aber sie sagten mir nicht, warum. Und das ist nun zwei Monate her!»

So wie Stephan R. ging es in letzter Zeit vielen Revolut-Kunden. Ein Blick ins Internet zeigt: Revolut sperrt reihenweise Kundenkonten und lässt die Kunden teilweise über Wochen und Monate hängen, ohne dass sie genau wissen, warum das Konto gesperrt wurde und wann es wieder entsperrt wird.

Stellungnahme von Revolut

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Revolut hat den Hauptsitz in London, so wie auch die britische Finanzmarkt-Aufsicht FCA. Revolut rechtfertigt die vielen blockierten Konten mit den FCA-Regeln bezüglich Geldwäscherei. Dies diene letztlich der Sicherheit der Kunden, schreibt Revolut gegenüber «Kassensturz» und ergänzt: «Diese Massnahme ist eine regulatorische Notwendigkeit, um die Konten sicher zu halten. Wir sind uns bewusst, dass dies Auswirkungen auf unsere Kunden haben kann und werden immer bemüht sein, die Konten so schnell als möglich wieder zu öffnen, wo angezeigt.»

Top oder Flop?

Gleichzeitig wirbt Revolut in Testimonials damit, man könne grosses Vertrauen haben und der Firma problemlos auch grosse Beträge anvertrauen oder gar sämtliche anderen Bankkonten auflösen und Revolut als einziges Konto brauchen.

Ist Revolut für Schweizer Kunden wirklich so vertrauenswürdig? Die Firma hat zwar eine europäische Bankenlizenz und wirbt damit, dass die Kundengelder abgesichert sind. Doch Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern, relativiert: «Schweizer Kunden hilft das nichts. Sie können die Einlagensicherung der Schweiz – also die 100'000 Franken, die man auf sicher hat – nicht in Anspruch nehmen. Sie gehen in meinen Augen ein gewisses Einlagerisiko ein, wenn sie bei Revolut Geld anlegen.»

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Bei einem Schweizer Unternehmen würde die Finma eingreifen, sagt Bankenexperte Peter V. Kunz.
Aus Kassensturz vom 11.02.2020.
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Darf denn Revolut so viele Konten einfach sperren und dann wochen- und monatelang gesperrt lassen? Der Bankenexperte relativiert: Revolut muss bei Verdacht auf Geldwäscherei Massnahmen ergreifen. Doch grundlos über Wochen oder Monate Konten zu sperren, würde in der Schweiz zu weit gehen. «Wenn die Abklärungen bei einem Bankkunden mehrere Wochen, gar Monate in Anspruch nehmen, dann würde die schweizerische Finanzmarktaufsicht intervenieren und die Bank zwingen, den Kundendienst auszubauen.»

So funktioniert Revolut

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Revolut ist eine Art Smartphone-Bank: Das Schaltzentrum ist eine App auf dem Mobiltelefon. Hier können die Kunden Geld wechseln, bezahlen oder Überweisungen tätigen, häufig gratis – das ist abhängig vom gewählten Abo. Beim Gratisabo sind weniger Gratis-Dienstleistungen drin wie im «Metal»-Abo für 16 Franken im Monat.

Handhabung:

Kunden müssen zuerst die App aufs Handy laden. Für rund 20 Franken («Liefergebühr») kann eine physische Revolut-Karte bestellt werden.

Dann muss das Revolut-Konto mit einer Kreditkarte einer Bank verknüpft werden. Mit dem Geld auf der Kreditkarte kann das Debit-Konto bei Revolut aufgeladen werden. Zahlen kann man nun mit der Revolut-Karte oder direkt mit der App. So sind günstige Überweisungen, Zahlungen, Geldwechsel und neuerdings auch der Handel von Aktien und Kryptowährungen möglich.

Im Hintergrund überwachen Algorithmen den Zahlungsverkehr. Das Problem: Wenn das System Unregelmässigkeiten entdeckt, zieht es automatisch die Notbremse und blockiert das Konto.

Ist Revolut nun Top oder Flop? Es kommt darauf an: Wer das Risiko tragen kann, profitiert von tiefen Gebühren. Als Zweitkarte auf Reisen: Ja. Aber als alleiniges Lohnkonto: eher nein.

Kassensturz, 11.02.2020, 21.05 Uhr

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