Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat eine weitere Zinspause eingelegt und belässt den Leitzins bei 1.75 Prozent. SNB-Chef Thomas Jordan nimmt im Interview Stellung.
SRF News: Sie legen erneut eine Zinspause ein. Ist der Zins-Gipfel erreicht?
Thomas Jordan: Das kann ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Aber wir haben nun keine weitere Zinserhöhung «angedroht». Das letzte Mal haben wir noch gesagt, wir können das nicht ausschliessen. Diese Kommunikation haben wir diesmal nicht gebraucht. Wir sehen jetzt nicht, dass die Geldpolitik verschärft werden müsste. Wir behalten den Zins, wo er im Moment ist, und wir betrachten die Situation in drei Monaten erneut. Dann können wir beurteilen, ob die Geldpolitik immer noch angemessen ist oder ob sie allenfalls angepasst werden müsste.
Die Geldpolitik hat dazu geführt, dass keine weiteren Referenzzinserhöhungen mehr erwartet werden.
Es gibt Nachwirkungen vergangener Zinserhöhungen, bei den Mieten zum Beispiel. Was kommt da noch alles zu auf die Konsumentinnen und Konsumenten in den nächsten Monaten?
Der berühmte hypothekarische Referenzzinssatz ist kürzlich ein zweites Mal erhöht worden. Das wird noch einen Einfluss haben auf die Mieten. Das wird insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2024 im Konsumentenpreisindex sichtbar sein. Wir haben auch noch Strompreise, die erhöht werden. Man kann aber auch sagen: Die Geldpolitik hat dazu geführt, dass keine weiteren Referenzzinserhöhungen mehr erwartet werden. Das war noch anders vor drei Monaten, und das ist eine positive Nachricht auch für die Mieterinnen und Mieter.
Schauen wir auf die Frankenstärke. Die hilft im Kampf gegen die Teuerung. Aber sie belastet den Tourismus und die Exportindustrie. Lassen Sie es trotzdem zu, dass der Franken weiter erstarkt?
Wir betrachten immer die Gesamtsituation, das heisst das Zinsniveau und den Wechselkurs zusammen. Ja, wir haben diese Franken-Aufwertung gehabt. Für viele Firmen ist das eine schwierige Situation, das ist uns bewusst. Diese Firmen müssen sich auch immer wieder anpassen. Doch wenn wir im Ausland eine Inflation haben, die eben deutlich grösser ist, kann der Franken aufwerten, ohne dass das die Exportwirtschaft im gleichen Ausmass schmerzt.
Aber selbstverständlich: Jede Firma ist unterschiedlich, jede Firma muss sich immer wieder anpassen. Wir haben grosse Hochachtung vor der Flexibilität der Firmen, die es immer wieder schaffen, sich entsprechend anzupassen. Ich würde nicht von einer absoluten Schmerzgrenze sprechen. Die Wirtschaft muss mit einer gewissen Veränderung bei den Wechselkursen leben können.
Das Gespräch führte Jan Baumann.