Am Freitag hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend den Leitzins deutlich auf -0.25 Prozent angehoben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum historischen Zinsschritt.
Welche Auswirkungen hat die Veränderung des Leitzinses für Wohneigentümer?
Unmittelbare Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt erwarten Finanzmarktexperten derzeit nicht. Adrian Wenger, Hypothekarberater beim Vermögenszentrum, betont, dass sich «in der Theorie etwas ändert, im Portemonnaie jedoch nicht. Es dauert seine Zeit, bis sich für bestehende Kunden etwas ändert, dazu müssen die Hypotheken erst ablaufen. Zudem gibt es eine Ausweichmöglichkeit: Geldmarkthypotheken kosten immer noch gleich viel». Saron-Hypotheken etwa basieren auf dem Leitzins der SNB. Folglich sind Saron-Hypotheken im aktuellen Umfeld auch auf längere Frist günstiger als Festhypotheken.
Sinken nun die Hauspreise?
«Die Preise steigen, wenn eine hohe Nachfrage nach Wohneigentum vorhanden ist. Sollten die steigenden Zinsen, dafür sorgen, dass sich Käufer vom Markt zurückziehen, wird es für die verbleibenden Interessenten einfacher werden zu reüssieren», sagt Adrian Wenger vom Vermögenszentrum. Eine markante Preisveränderung und somit ein Angebotsüberhang könne er sich zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht vorstellen.
Mit welchen Veränderungen müssen Mieterinnen und Mieter rechnen?
Die Erhöhung des Leitzinssatzes hat keinen direkten Einfluss auf die Mietzinsen. Der richtungsgebende Zinssatz ist der Referenzzinssatz für Mietverhältnisse. Dieser dient als Orientierung bei der Berechnung der Miete und folgt dem durchschnittlichen Hypothekarzins. Der Grossteil der bestehenden Hypothekarkredite basiert jedoch auf Festhypotheken mit mehrjährigen Laufzeiten. Deshalb wird sich die Zinserhöhung erst mit Verzögerung bemerkbar machen. Unter der Voraussetzung, dass die Zinsen nicht wieder sinken werden, gehe er davon aus, dass in etwa zwei Jahren ein grosser Anteil von auslaufenden Hypotheken zu höheren Zinsen erneuert worden sein werden, sagt Adrian Wenger. Dadurch wird dann auch der Referenzzins steigen.
Welchen Einfluss hat der höhere Leitzins auf die Sparkonten der Schweizer Bankkunden?
Vermögende Sparer und Sparerinnen profitieren von der Zinserhöhung der SNB. Die Mehrheit der Banken reagiert auf den Zinsschritt. Die von Negativzinsen betroffenen Kundinnen und Kunden werden zukünftig geringere Guthabengebühren bezahlen müssen. So wird etwa die Raiffeisen auf die Zinserhöhung der SNB reagieren und die Negativzinsen von -0.75 Prozent auf -0.25 Prozent anpassen. Doch längst nicht alle Schweizer Bankkunden sind von Negativzinsen betroffen. Dies hängt von der Höhe des Bankguthabens ab.
Was bedeutet die neue Zinssituation für die Pensionskassen und deren Versicherte?
Die Aktienmärkte reagierten heftig auf die Ankündigung der SNB. Für die Pensionskassen bringt die aktuelle Entwicklung dennoch Gutes. Festverzinsliche Anlagen mit hoher Bonität (Obligationen) warfen zuvor kaum Erträge ab. Das kann sich nun ändern. Die Anlagestrategie der Pensionskassen basieren weniger auf risikoreichen und liquiden Anlagen, sondern auf Anleihen, also Obligationen. In Aktien dürfen Pensionskasse gemäss BVG-Gesetz maximal nur 50 Prozent ihres Kapitals investieren.