Direkt an der Küste der Nordsee, unweit der ostfriesischen Inseln, liegt das Kraftwerk Wilhelmshaven. Strom erzeugt das Werk mittels Steinkohle, und es stösst deshalb besonders viel CO₂ aus. Seit dem Bau der Anlage 2008 gehört der BKW ein Drittel des Werks.
BKW: kein freier Entscheid
Allerdings passe die Anlage inzwischen nicht mehr zum Berner Energiekonzern, sagt dessen Chef Robert Itschner gegenüber Radio SRF: «Wir überlegen uns, wann der geeignete Zeitpunkt ist, um auszusteigen.»
Wenn es nach der BKW ginge, würde sie diese Beteiligung so rasch als möglich abstossen: «Rein strategisch würde ich lieber früher als später aussteigen, aber wir müssen schauen, was in der Realität machbar ist», sagt Itschner.
Zwar hat die deutsche Regierung beschlossen, bis 2038 aus der Kohle auszusteigen. Doch bis es so weit ist, spielen die deutschen Kohlekraftwerke für die Stromversorgung noch eine tragende Rolle: «In kritischen Situationen leisten sie noch immer einen Beitrag zur Systemstabilität», erklärt Itschner. Das bedeutet für die BKW, dass sie nicht frei über den Ausstieg entscheiden kann.
70 Prozent weniger Kohlestrom
Gleichzeitig zeigt die Realität: Kohlekraftwerke werden im Alltag immer weniger gebraucht. Denn der Strom aus Steinkohle ist im Vergleich zur Windenergie teurer. Darum hat die Anlage in Wilhelmshaven im vergangenen Jahr nur wenig Strom produziert: 70 Prozent weniger als im Vorjahr.
Rein strategisch würde ich lieber früher als später aussteigen
Dieselbe Entwicklung zeigt sich in ganz Deutschland. Dort ist der Verbrauch von Steinkohle für die Erzeugung von Strom im vergangenen Jahr auf das Niveau von 1955 gesunken.
200 Millionen Franken als Reserve
Eine Anlage, die kaum Strom produziert, reisst zwar ein finanzielles Loch in die Kasse der BKW. Gleichwohl sagt Robert Itschner: «Wenn das so weitergeht, wird unser Entscheid vielleicht deutlich einfacher werden.» Will heissen: Das Werk stellt den Betrieb ein, weil der Steinkohle-Strom schlicht und einfach nicht mehr gefragt ist.
Aber damit die BKW finanziell nicht plötzlich vor einer bösen Überraschung steht, hat sie in den vergangenen Jahren vorgesorgt und den Wert ihrer Beteiligung an Wilhelmshaven laufend reduziert. Heute müsste sie im Extremfall maximal 300 Millionen Franken abschreiben. Gleichzeitig hat sie vorsichtshalber schon 200 Millionen auf die Seite gelegt, um einen allfälligen Schaden gut verkraften zu können.