Der Welthandel steht Kopf. Aus dem anfänglichen Konflikt sei inzwischen ein Handelskrieg geworden, sagt David Kortok, Gründer der Vermögensverwaltung Cumberland Advisors. «In Handelskriegen führt ein Schlag zum anderen. Die Länder befinden sich schnell in einer Spirale.»
Angedachte Vorteile werden zu Nachteilen für die USA
Trumps Idee war eigentlich, die billigeren Produkte der Konkurrenz aus dem Ausland aus dem Rennen zu nehmen und so den amerikanischen Unternehmen zu helfen. Stattdessen spüren die ersten US-Unternehmen nun aber negative Folgen.
Das sei kein Wunder, sagt Kortok. Schliesslich gebe es in einer globalisierten Wirtschaft keine Gewinner eines Handelskrieges. «Auf die Amerikaner kommt noch viel zu», glaubt der Vermögensverwalter.
Die Wirtschaft wird langsamer wachsen, das Kreditrisiko wird steigen und die Inflation anziehen.
Multinationale Konzerne haben internationale Lieferketten. Doch wenn sie Rohstoffe wie Aluminium und Stahl bislang günstig aus dem Ausland importiert haben, müssen die Firmen nun entweder mehr dafür zahlen oder teure amerikanische Rohstoffe kaufen.
Damit steigen die Produktionskosten für heimische Unternehmen. Das wiederum bedeutet in der Regel steigende Preise für amerikanische Konsumentinnen und Konsumenten.
Weniger Exporte wegen Gegenzöllen
Gleichzeitig werden US-Produkte wegen der Gegenzölle auch in vielen Ländern teurer. Betroffen sind davon bereits Whisky, Jeans und Motorräder, die amerikanische Hersteller in der EU verkaufen. Seit Anfang Juli muss man auch in Kanada mehr für amerikanischen Stahl und Aluminium sowie Konsumgüter wie zum Beispiel Kaffee und Ketchup bezahlen.
In China sind 545 amerikanische Güter von Strafzöllen betroffen. Darunter sind Sojabohnen, Mais und Autos. Zusammengenommen haben diese Gegenzölle Folgen für die amerikanischen Exporte und damit für die US-Wirtschaft. Ökonomen gehen davon aus, dass letztere vor allem langfristig Schaden nehmen wird.
Die Finanzanalysefirma Moody Analytics hat kürzlich Zahlen präsentiert, die zeigen, dass bereits bis zum Sommer 700'000 Jobs in den USA verloren gehen werden. «Die Wirtschaft wird langsamer wachsen, das Kreditrisiko wird steigen und die Inflation anziehen» ist Kortok überzeugt.
US-Handelsorganisationen kritisieren Trump
Dementsprechend gibt es für die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump Gegenwind aus Politik und Wirtschaft. Grosse Lobbygruppen wie zum Beispiel der Business Roundtable warnen, die Handelspolitik des Weissen Hauses werde die belebende Wirkung der Steuerreform sabotieren.
Jamie Dimon, Vorsitzender der Lobby und CEO der Investmentbank JP Morgan Chase, sagte in einem TV-Interview, dass er Zölle für eine ungeeignete Massnahme halte. «Sie haben zu viele unvorhersehbare Folgen.»
Zölle haben zu viele unvorhersehbare Folgen.
Bisher haben jedoch nur wenige US-Unternehmen öffentlich Stellung bezogen. Sie haben Angst, den Präsidenten vor den Kopf zu stossen. Zu oft schon hat Trump Aktien von Firmen mit einem einzigen Tweet auf Sinkflug geschickt. Die Mehrheit der amerikanischen Unternehmen versucht deshalb, hinter den Kulissen die Folgen der Zölle abzufedern.
So haben denn mehr als 20'000 Firmen beim US-Handelsministerium beantragt, von den Zöllen auf importierte Rohstoffe ausgenommen zu werden.
Die Regierung musste eingestehen, mit der Bearbeitung all dieser Eingaben nicht hinterher zu kommen. Es sieht ganz danach aus als versuchten sehr viele Unternehmen um die Folgen der Trumpschen Handelspolitik herumzukommen.