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Taylor Swift in Zürich Geldmaschine Swift interessiert auch die Wirtschaft

Wo Taylor Swift hinkommt, wirds wirtschaftlich interessant: Hotels und Gastro profitieren. Die grösste Profiteurin der Swiftonomics ist Taylor Swift selber. Damit ist sie für viele Geschäftsfrauen ein Vorbild.

Wenn Taylor Swift kommt, dann sind nicht nur die Tickets schnell weg – in Zürich waren in 30 Minuten mehr als 90'000 Tickets weg. Auch Hotelzimmer sind kaum mehr zu finden.

Die Hände reiben sich auch Wirte und Souvenirverkäufer. In Stockholm jedenfalls, wo Taylor Swift im Mai drei Konzerte gab, gaben die 180'000 Konzertbesucher rund 75 Millionen Dollar aus.

Taylor Swift und Fans in Zürich – die Bilder

«Dieser zusätzliche Umsatz ist ein grossartiger Wochenendschub für Stockholm und insbesondere für den Tourismussektor», sagt der Chefökonom der Stockholmer Handelskammer, Carl Bergkvist gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. «Aber es ist eben nur ein Wochenende, ohne sichtbare oder nennenswerte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum insgesamt.»

Swift als Garantin für Aufmerksamkeit

Einige Ökonomen sehen sich dennoch zu Rechenspielereien animiert. Sie betiteln entsprechende Studien mit «swiftonomics» oder «swiftflation». Die Aufmerksamkeit ist ihnen sicher. Wo Swift drauf steht, schauen Tausende hin.

Taylor Swift ist ein transmediales Phänomen
Autor: Christine Lötscher Literatur- und Medienwissenschaftlerin Universität Zürich

Die Medienwissenschaftlicher Christine Lötscher der Universität Zürich befasst sich mit Taylor Swift und nennt sie ein «transmediales Phänomen», eine Figur, die in allen Kanälen, in sozialen Medien, in Filmen und Literatur auftaucht, omnipräsent ist. Sie sei eine Identifikationsfigur für junge Frauen, gerade weil sie die Normalität verkörpere.

Und sie ist ein kluge Businessfrau, die sich von der Musikindustrie emanzipiert hat. So hat sie 2019 einige Alben neu aufgenommen, um die zuvor verkauften Rechte zurückzugewinnen. Die neuen Aufnahmen sind mit dem Zusatz «Taylor’s Version» versehen und werden von den «Swifties», so nennen sich die Fans» rege gestreamt.  

Frau posiert vor 'The Eras Tour'-Hintergrund.
Legende: Bricht alle Rekorde: Taylor Swift. REUTERS/Mario Anzuoni//File Photo

Das Beispiel zeigt: Taylor Swift lässt Dritte nicht einfach an sich mitverdienen, sondern behält die Zügel in der Hand, so auch bei Merchandising und Marketing. Dadurch kennt sie ihre Fans, was den Erfolg wiederum antreibt. Auch den Konzertfilm «the eras-Tour» hat sie selbst produziert, statt dies einer Drittfirma zu überlassen.

Milliarden-Imperium wirkt wie ein Start-up

Ihren geschäftlichen Erfolg macht Taylor Swift zu einer der reichten Personen der Welt. Doch ihr Imperium wirke eher wie ein Start up, so Lötscher.

Dabei kommt der kommerzielle Erfolg nicht von ungefähr. Taylor Swift ist eine kluge Geschäftsfrau und eine Künstlerin, die es versteht, Business und Kunst zu verflechten und nicht als Gegensatz stehen zu lassen. Auch das macht sie gemäss Lötscher zu einer Vorreiterin für viele, für Künstlerinnen und Geschäftsfrauen.

Funflation, Swiftflation, Swiftonomics

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Grossanlässe und Konzerte können einen Einfluss haben auf die Konsumausgaben und Preise in einzelnen Monaten. So erwähnte etwa die Notenbank Fed in ihrem Konjunkturbericht «Beige Book» vom Juni 23 die Konzerte von Taylor Swift im Mai in Philadelphia als möglichen Grund für höhere Tourismus-Ausgaben. Auch in anderen Ländern, Portugal und Grossbritannien, führen Statistiker einen Teil der Inflationsraten zurück auf die Konzerte.

Den Einfluss der Popkonzerte und anderen Grossveranstaltungen auf die Preise nennen manche Ökonomen «Funflation», ein Wortspiel aus «Fun» und «Inflation». Bezogen auf Taylor Swift sprechen manche von «Swiftlation» oder «Swiftonomics».

Gemäss des Mastercard Economic Instituts profitierten Restaurants in der Nähe eines Konzertorts von Taylor Swift «Eras Tour» von 68 Prozent höheren Einnahmen, während es in der weiteren Umgebung nur 7 Prozent waren. Die grössten Gewinne gab es wenige Stunden vor dem Konzert. Auch Hotels in der Nähe der Stadien profitierten. Allerdings spielt die Grösse einer Stadt massgeblich eine Rolle.

Bezogen auf die Gesamtwirtschaft errechnte die Brachenorganisation U.S Travel Association gar mit Geamtausgaben von 10 Milliarden Dollar alleine in den USA.  Darin sind auch die Ausgaben jener Besucher eingerechnet, die kein Ticket ergattern konnten, aber an einen Konzertort reisen, Fanartikel kaufen und so weiter.  

In der Stadt Zürich und Umgebung sind die Hotels ebenfalls fast ausgebucht, wie der lokale Tourismusverband gegenüber Radio SRF sagte. Auch Restaurants und Caterer dürften profitieren. Allerdings fällt das Konzert von Taylor Swift in die Ferienzeit, wo sowieso viele Touristinnen und Touristen in der Schweiz unterwegs seien. Einen Swift-Effekt auszumachen ist daher kaum möglich.

Rendezvous, 09.07.2024, 12:30 Uhr

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