Zwei Top-Manager, die sich derart in einen Nachbarschaftsstreit an der Zürcher Goldküste verstricken, dass sie beruflich ab Sommer getrennte Wege gehen mussten – und einer sogar von Privatdetektiven überwacht wurde. So passiert bei der Credit Suisse.
Der eine Streithahn, Iqbal Khan, hat inzwischen zur Erzrivalin UBS gewechselt. Der andere, Tidjane Thiam, ist weiterhin Chef der Credit Suisse. Heute nahm er erstmals selber Stellung zur «Khan-Affäre». SRF News hat mit Thiam gesprochen.
SRF News: Ihr Verwaltungsratspräsident Urs Rohner hat zur «Affäre Khan» Anfang Oktober gesagt, der Ruf der Credit Suisse habe Schaden genommen. Wo spüren Sie das?
Tidjane Thiam: Es ist mir wichtig, unseren Kunden zu danken. Unsere Kundenberater hatten mit vielen Kunden Gespräche zur Affäre, weil die Kunden Fragen dazu hatten. Aber alle Kundenberater haben betont, dass es für sie keine negativen Folgen aufs Bankgeschäft hatte. Für mich ist wichtig zu wissen, dass die Leute, die den Auftrag zur Überwachung von Iqbal Khan erteilt haben, eigentlich im Interesse der Bank handeln wollten. Aber die Massnahme, die sie gewählt haben, war nicht angebracht und unverhältnismässig.
Stimmt es, dass Sie selber nichts von der Beschattung Iqbal Khans gewusst haben?
Das ist korrekt. Und ich habe nie den Auftrag zu dieser Massnahme erteilt.
Welche Lehren ziehen Sie aus der ganzen Affäre, zum Beispiel mit Blick auf die Unternehmenskultur?
Schauen Sie, die Unternehmenskultur der Bank hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wir haben beispielsweise seit meinem Amtsantritt unsere Compliance-Abteilung um 800 Mitarbeitende aufgestockt. Das hier war ein isolierter Einzelfall. Man darf die Unternehmenskultur einer Bank nicht aufgrund eines solchen isolierten Einzelfalls bewerten.
Das Interview führte SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler.