Die Konkurrenz von Facebook hat selten etwas zu lachen. Immer und überall ist der Konzern grösser und stärker. In der Nacht auf Dienstag schien Facebook machtlos. Für Stunden waren die sozialen Netzwerke des Unternehmens out – total out. Twitter, Signal und Co. jubelten und stichelten gegen den Tech-Giganten, wo sie nur konnten.
Twitter etwa begrüsste neue Nutzerinnen und Nutzer: «Hallo buchstäblich alle» und scherzte darüber, wie das Verschwinden von Facebook die Welt besser gemacht habe. Ins gleiche Horn blies der deutsche Satiriker Jan Böhmermann. Er twitterte: «Hoffentlich gehen Facebook, Instagram und WhatsApp nie wieder an.»
Schaden bleibt klein
Die Kritiker und die Konkurrenz mögen sich freuen und ja, es mag eine Blamage sein, wenn alle Plattformen des grössten Tech-Konzerns der Welt für Stunden lahmgelegt sind und Angestellte von Facebook nicht einmal mehr ins Gebäude kommen, weil auch die Badges wegen eines misslungenen Updates nicht mehr funktionieren.
Wirklich schaden wird die Panne dem Unternehmen aber nicht. Der Ausfall zeigt höchstens eines: Nämlich, wie sehr sich das Leben und das Geschäft inzwischen auf Facebook, Instagram und WhatsApp abspielen – weltweit. Etwas überspitzt gesagt: Vergangene Nacht sind für kurze Zeit Welten zusammengebrochen.
Facebook als Synonym für das Internet
3.5 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer hat der Konzern inzwischen via Facebook, Instagram, Messenger und WhatsApp. In Ländern wie Indien oder Myanmar ist Facebook sogar schon fast ein Synonym für das Internet, weil quasi alles über die sozialen Netzwerke des Konzerns abgewickelt wird – auch Geschäftliches.
Gerade kleine Unternehmen – nicht nur in Indien und in Myanmar – verlassen sich auf Facebook. Sie versuchen, über die Plattform Kunden anzulocken. Für sie bedeutet ein Ausfall verlorenes Geschäft. Dass sie sich von Facebook abwenden, ist aber unwahrscheinlich. Die Plattform ist für sie ein zu wichtiger Zugang zu Kunden.
Unglücklicher Zeitpunkt für Facebook
Aber auch wenn die Panne kaum Schaden bei Facebook hinterlassen wird: Sie kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Konzern steckt wegen Enthüllungen über schädliche Auswirkungen der Facebook-Plattform für Jugendliche in der Krise.
Die Whistleblowerin – eine ehemalige Mitarbeiterin – wird dazu heute Dienstag vor dem US-Kongress aussagen. Sie wirft ihrem ehemaligen Arbeitgeber vor, Profit systematisch über Sicherheit zu stellen. Bereits vergangene Woche musste die Sicherheitschefin von Facebook Rede und Antwort stehen vor dem Kongress.
Und: Weil der Ausfall einmal mehr die Marktmacht von Facebook unterstrichen hat, dürfte die Panne auch die politische Diskussion über die Zerschlagung des Konzerns wieder befeuern. Ende August hatte die US-Kartellbehörde erneut Klage gegen Facebook eingereicht. Sie fordert die Abspaltung von Instagram und WhatsApp.