- Die Euro-Währungshüter ändern ihren Kurs vorerst nicht.
- Der Leitzins bleibt damit zum vierten Mal in Folge unverändert.
- Da die Inflation weiterhin auf dem Rückzug ist, werden Forderungen nach Zinssenkungen aber nicht verstummen.
Vorerst bleibt der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) besorgen können, unverändert bei 4.5 Prozent. Das entschied der Rat der Notenbank in Frankfurt. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt weiterhin 4.0 Prozent. Damit lässt die EZB die Leitzinsen im Währungsraum der 20 Staaten zum vierten Mal in Folge unverändert.
Im Juli 2022 hatte die EZB die Jahre der Null- und Negativzinsen beendet, um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank die Zinsen nach oben. Dass Kredite damit mehr kosten, kann die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren. Angesichts schwächelnder Konjunktur mehren sich Forderungen, die Zinsen wieder zu senken.
Inflation auf dem Rückzug
Zudem zeigte bei der Inflationsrate sowohl im Euroraum als auch in Europas grösster Volkswirtschaft Deutschland der Trend zuletzt nach unten. Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Februar 2024 um 2.6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. In Deutschland erreichte die jährliche Teuerungsrate im Februar nach vorläufigen Daten mit 2.5 Prozent den niedrigsten Stand seit Juni 2021.
Insgesamt bewegt sich die Preisentwicklung somit in Richtung des EZB-Ziels von mittelfristig zwei Prozent. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.
Zinssenkung der EZB erwartet
Volkswirte rechnen damit, dass die EZB im laufenden Jahr die Zinsen senken wird. Auf einen genauen Zeitpunkt wollten sich die Währungshüter aber bislang nicht festlegen. Führende Notenbanker warnten in den vergangenen Wochen davor, voreilig den Sieg über die Inflation auszurufen. «Auch wenn die Versuchung gross sein mag: Für Zinssenkungen ist es zu früh», sagte zum Beispiel der deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei der Bilanzvorlage der Bundesbank am 23. Februar. Die Inflation sei zwar auf dem Rückzug, aber noch sei das Ziel nicht erreicht.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte in einer Rede vor dem Europaparlament Anfang vergangener Woche frühere Einschätzungen, wonach sich der Prozess rückläufiger Inflationsraten fortsetzen dürfte. Lagarde betonte jedoch: Der EZB-Rat müsse für Kursänderungen zunächst zuversichtlich sein, dass das Inflationsziel der Notenbank nachhaltig erreicht werde.
Lagarde habe sich aber noch nicht konkret mit der Möglichkeit von Zinssenkungen in der Eurozone beschäftigt. «Wir haben auf dieser Sitzung keine Zinssenkungen besprochen», sagte sie nach der Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt. Vielmehr habe der Rat gerade erst begonnen, über die Rücknahme der straffen Ausrichtung zu debattieren.
«Wir brauchen noch viel mehr Informationen in den nächsten Monaten, um ausreichend sicher zu sein.» Kurz zuvor hatte Lagarde gesagt, dass man zur nächsten Zinssitzung im April «etwas mehr» wisse. Zur übernächsten im Juni wisse man jedoch «deutlich mehr».