Es sind zwei Schlagzeilen, die irgendwie nicht zusammenpassen. Am Montag erst verkündete das amerikanische Büro für Wirtschaftsforschung, dass die USA jetzt auch offiziell in einer tiefen Rezession stecken. Nur wenige Stunden später steigt der US-amerikanische Leitindex S&P500 so stark, dass die Jahresverluste durch Corona komplett ausradiert sind.
Die Technologiebörse Nasdaq wiederum erreicht am Dienstag trotz Coronakrise neue Rekordstände – für Analystinnen und Analysten ein nicht ungewöhnliches, aber beunruhigendes Phänomen.
Staatliche Interventionen als Erklärung
Die rasante Rally lässt sich durchaus erklären: Der wohl wichtigste Grund ist die Flut von Rettungspaketen, Hilfsprogrammen und Zinssenkungen, die Staaten und Notenbanken auf der ganzen Welt geschnürt haben. Allein in den USA flossen auf diese Weise sechs Billionen Dollar in die Wirtschaft. Und auch die Zahl sinkender Corona-Infektionen bei gleichzeitiger Öffnung der Wirtschaft machen den Investoren Hoffnung.
Hinzu kommt die schiere Grösse vieler US-Unternehmen, sagt Analystin Lindsey Bell. Die US-amerikanischen Krisen-Profiteure und Grosskonzerne würden den Höhenflug antreiben, sagt sie. Experten warnen allerdings vor zu viel Euphorie. Der «CNN Fear & Greed Index» etwa, ein Barometer, das Angst und Gier bei Investoren misst, zeigt das erste Mal seit Mitte Februar wieder Anzeichen von Gier im Markt.
Viele Investoren nutzen die Rally derzeit zum Spekulieren und um schnell Kasse zu machen, was wiederum die Schwankungen im Markt erhöht und die Kurse trotz Erholung weiter zur Achterbahnfahrt verleitet.