Die Steuern früh bezahlen – und dafür einen grosszügigen Zins erhalten: Das ist schon länger vorbei. Als Folge der Negativzinsen haben Bund und Kantone den Rabatt für Frühzahler stark gekürzt oder ganz gestrichen.
Nun zeigen Recherchen von SRF: Trotz Zinswende passiert das in die umgekehrte Richtung nicht. Von zehn Kantonen gibt es 2023 keinen Zins für vorausbezahlte Steuern – genauso wenig bei der direkten Bundessteuer.
Am meisten gibt es in Appenzell Innerrhoden
Auch in Kantonen, die 2023 Zinsen entrichten, gibt es meist weniger als bei Banken. Früh zu bezahlen, lohnt sich einzig im Kanton Appenzell Innerrhoden. Dieser bezahlt 1 Prozent. In Schwyz, Genf und Basel-Stadt gibt es immerhin 0.5 Prozent.
Das entzieht dem Steuerzahler Geld.
Das sei ein Missstand, kritisiert Martin Mosler, Steuerexperte am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik: «Es entzieht dem Steuerzahler Geld.» Die Kantone könnten zwar so ihre Finanzen aufpolieren, doch das sei nicht die Idee des Systems.
Mehrere Kantone geben auch 2024 keinen Zins
Auf Nachfrage bestätigen vier Kantone, dass sie auch für 2024 bei 0 Prozent Zins auf vorausbezahlten Steuern bleiben. Es sind dies Glarus, Freiburg, Wallis und Neuenburg. Weitere Kantone zögern noch – ein Entscheid folgt.
Wir sind keine Bank.
Zürich (2023: 0.25 Prozent), Appenzell Ausserrhoden (2023: 0.2 Prozent) und Zug (2023: 0 Prozent) heben den Zins auf nächstes Jahr an. Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler verteidigt, dass man dies bisher unterlassen hat: «Ein Kanton ist keine Bank.» Man habe lange selbst Negativzinsen berappen müssen. Auch die Kantone müssten auf ihre Liquidität schauen, so Tännler.
SNB gibt den Takt vor
Tatsächlich verabschiedete sich die Nationalbank erst im letzten September von den Negativzinsen. Da die SNB den Leitzins inzwischen aber auf 1.75 Prozent angehoben hat und weitere Zinsschritte folgen könnten, dürfte der Druck auf die Kantone steigen.
Kritiker Martin Mosler zeigt Verständnis dafür, dass die Kantone bei Zinsveränderungen nicht gleich flexibel wie Banken agieren könnten. Umso verwunderlicher sei aber, dass sich vielerorts trotzdem eine Art «Zinsdifferenzgeschäft» eingeschlichen habe.
Die Kantone müssen auch bei steigenden Zinsen reagieren.
Mosler fordert, dass die Kantone diese Praxis korrigieren: «Wir sehen, dass wegen der Negativzinsen in den letzten Jahren die Verzugszinsen gestiegen sind.» Also müssten jetzt im umgekehrten Fall auch die Zinsen für vorausbezahlte Steuern steigen.
Selbst wenn weitere Kantone dieser Forderung nachkommen sollten: Die Steuern früh zu bezahlen, das dürfte sich auch 2024 vielerorts nicht lohnen. Angesichts von Verzugszinsen um die 5 Prozent ist es stattdessen vor allem ratsam, die Steuern nicht zu spät zu bezahlen.