Nicht nur 14 Millionen Franken Vergütung für Konzernchef Sergio Ermotti, sondern auch die Pläne der Bank zur Kapitalbewirtschaftung: Sämtliche Anträge der UBS-Führungsriege wurden von den Aktionärinnen und Aktionären an der Generalversammlung durchgewunken.
Dennoch stellt sich weiterhin die Frage: Soll die Megabank nicht deutlich mehr Kapital aufbauen, um krisensicher zu sein?
«Keine Staatsgarantie»?
Konzernchef Sergio Ermotti sagt, die UBS sei nicht «too big to fail». Die Bank rechne nicht damit, in einer nächsten Krise vom Staat gerettet zu werden. Es sei eine «faktisch unzutreffende Behauptung, die UBS verfüge über eine implizite Staatsgarantie».
Ermotti räumt ein, dass die Anforderungen ans Kapital weiter steigen würden. Aber schon heute habe die UBS genug Sicherheitspuffer, um grosse Verluste aufzufangen. Die Risiken würden von den Aktionärinnen und Aktionären getragen, nicht vom Staat, so der Konzernchef.
Dass die Risiken von den UBS-Aktionären getragen würden, daran bestehen in der Öffentlichkeit und in der Politik allerdings Zweifel – erfolgte doch der Notverkauf der CS an die UBS mit staatlicher Unterstützung.
Analysten rechnen mit Milliardenbedarf
Der Bundesrat stellte vor zwei Wochen in einem Bericht klar: Die UBS soll sich dickere Kapitalpolster zulegen. Analysten schätzen auf Basis des Berichts, dass die Grossbank sich in den nächsten Jahren 15 bis 25 Milliarden Dollar zusätzliches Kapital beschaffen müsse.
Aber damit sei es nicht getan, sagt Finanzministerin Karin Keller-Sutter. Sie will, dass die UBS schlimmstenfalls «abgewickelt» werden kann, wenn sie nicht mehr überlebensfähig ist. Eine Bank abzuwickeln heisst, sie zu sanieren, oder – möglichst kontrolliert – sterben zu lassen, sodass die übrige Wirtschaft nicht gross darunter leidet.
Werkzeugkasten erweitert
Über diese Abwickelbarkeit diskutieren Expertinnen und Experten bereits seit der letzten grossen Finanzkrise 2008. Seither haben Fachleute, Behörden und die Banken in vielen Ländern ein gemeinsames, internationales Regelwerk entwickelt. Es erlaubt den Banken, einen beträchtlichen Teil ihrer Sicherheitspuffer in speziellen Anleihen bereitzustellen, unter anderem sind das sogenannte AT1-Instrumente.
Der springende Punkt dabei: Erst bei einer existenziellen Krise wird aus diesen speziellen Finanzinstrumenten normales Aktienkapital, mit dem die Bank weiterarbeiten und Verluste abfedern kann.
Die UBS hat seit längerem schon solche Instrumente. An der GV hat die Grossbank – vereinfacht gesagt – ihren Werkzeugkasten für den Krisenfall erweitert. Der entsprechende Antrag dazu kam mit 91 Prozent Ja-Stimmen durch.
Mehr Eigenkapital gefordert
Doch nicht alle Beobachterinnen und Beobachter sind von diesem Vorgehen überzeugt, obschon es im Einklang mit den Standards der Bankenregulierung steht. «Diese Bank ist so gross und so wichtig für die Schweiz, dass wir überzeugt sind, dass mehr Eigenkapital, mehr Aktien, wichtig sind», sagt Vincent Kaufmann von der Aktionärsvereinigung Ethos am Rande der GV.
Während die CS nun schrittweise in die UBS integriert wird, muss sich die einzig verbleibende Schweizer Grossbank umso intensiver der Debatte über ihren Kapitalbedarf stellen. Auch wenn die UBS beteuert, sie sei schon heute gut gerüstet für eine nächste Krise – und sie sei nicht «too big to fail».