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Überraschung im Filmgeschäft James Bond: Künftig bestimmt Amazon über 007

Die Lizenz zur Weiterentwicklung der Agentenfilme hat nun das US-Tech-Unternehmen. Was das bedeutet.

Worum geht es? 60 Jahre lang war James Bond Familiensache. Am 20. Februar haben die langjährigen Produzenten die inhaltliche Verantwortung an Amazon abgegeben. Barbara Broccoli und ihr Stiefbruder Michael G. Wilson hatten Mitte der 1990er-Jahre nach dem Tod von Broccolis Vater die Produktion übernommen. Albert R. Broccoli hatte die Filmreihe 1962 gemeinsam mit Harry Saltzman ins Leben gerufen. Zwar bleiben die Stiefgeschwister «Miteigentümer» des Franchise, aber sie werden sich nicht mehr an den Produktionen beteiligen. Finanzielle Details zum Deal haben die Beteiligten nicht bekannt gegeben.

Braunhaarige Frau und weisshaariger Mann
Legende: Geben James Bond ab: Barbara Broccoli und Michael G. Wilson. Keystone/CHRIS PIZZELLO

Warum ist das überraschend? Laut britischen Medien soll es Spannungen mit Amazon gegeben haben. Während Broccoli und Wilson James Bond als Kulturgut hüteten, ist 007 für den börsengetriebenen Konzern lukrativer Content, den es zu kapitalisieren gilt. Dem «Wall Street Journal» zufolge soll Broccoli die Amazon-Verantwortlichen kürzlich als «Idioten» bezeichnet haben. Nun heisst es in einer Mitteilung von Michael G. Wilson: «Barbara und ich sind einer Meinung. Jetzt ist der perfekte Moment, damit unser verlässlicher Partner, Amazon MGM Studios, James Bond in die Zukunft führt.»

Die Entstehung von James Bond

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Die britische Agentenfigur basiert auf einem Buch von Ian Fleming aus dem Jahr 1953. Der Schweizer James-Bond-Club beschreibt die Entstehung so: «Ihm war wieder einmal todlangweilig. Ihm, dem Frauenheld, der doch eine journalistische Stelle in London hatte und sich nun in Jamaika in seinem Haus mit dem drohenden Eheleben konfrontiert sah. Wehmütig blickte er auf seine Arbeit beim Marinegeheimdienst zurück. Das war noch ein Leben! Er lässt seine Erinnerungen Revue passieren, fügt einige Träume hinzu und beginnt zu schreiben.» Der erste Roman trägt den Titel «Casino Royale».

Was ist die Vorgeschichte? Amazon hatte 2022 bereits die MGM-Studios übernommen, zu denen auch die James-Bond-Reihe gehört. Das Archiv beinhaltet mehr als 4000 Filme und 17'000 TV-Serien. Die kreative Kontrolle blieb aber zunächst allein bei Broccoli und Wilson beziehungsweise deren Firmen Danjaq und EON Productions.

Ausschnitt aus dem ersten James-Bond-Film (mit Ursula Andress)

Was heisst das für die Zukunft? Dazu hilft ein Blick auf das «Star Wars»-Universum. Mit der Übernahme von Lucasfilm 2012 erhielt der Disney-Konzern die Kontrolle über die Weltraumsaga. Seitdem wurden fünf Filme, sowohl Fortsetzungen als auch Spin-offs, und zwölf «Star Wars»-Fernsehserien veröffentlicht. Auch könnte die grosse Leinwand an Bedeutung verlieren. Broccoli und Wilson hatten selbst in Zeiten von Corona darauf bestanden, dass ein neuer James-Bond-Film immer zuerst im Kino gezeigt werden muss. Wegen der Pandemie hatten sie den Start von «No Time to Die» zweimal verschoben. Philippe Klemenz, Redaktor bei «Gesichter und Geschichten», sagt: «Der positive Aspekt dieser Übernahme ist, dass jetzt auf jeden Fall etwas passieren wird. Denn seit vier Jahren warten alle Bond-Fans darauf, wer der neue James Bond ist oder dass ein neues Projekt angekündigt wird.»

Mann in Anzug steht vor Oldtimer.
Legende: Der letzte James Bond: Daniel Craig spielte den Agenten in «No Time to Die» zum letzten Mal. (Im Bild: Ausschnitt aus «Skyfall») Keystone/FRANCOIS DUHAMEL

Was sagen die Fans dazu? Viele Bond-Fans fürchten nun, dass ihr Lieblingsspion verramscht wird. 007 werde zu einem «riesigen Cross-Media-Monster» aufgebaut, mutmasst die britische Programmzeitschrift «Radio Times» und spricht von «Bonds bislang schwierigster Mission». Markus Hartmann präsidiert den James-Bond-Fanclub Schweiz. Er bekommt ununterbrochen Nachrichten besorgter Fans, zeigt sich selbst aber zuversichtlich: «Ich hoffe, es wird von beidem etwas geben: für ein jüngeres Zielpublikum ein paar Spin-off-Serien und für das ältere Publikum qualitative Filme, die zuerst ins Kino kommen.» Amazon-Boss Jeff Bezos (61) fragt auf X bereits, wer der nächste 007 werden solle.

SRF 2 Kultur, 20.2.2025, 17.00 Uhr; dpa

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