Start- und Landerechte sind begrenzt und begehrt. Insbesondere die sogenannten Slots zu Spitzenzeiten. Sie ermöglichen es Airlines, attraktive Verbindungen anzubieten. Eine EU-Regelung sieht vor, dass Fluggesellschaften diese Slots, nach einer pandemiebedingten Verschnaufpause, wieder zu mindestens 50 Prozent nutzen müssen, sonst verlieren sie diese. Für die Airlines ist das ein Problem.
Es ist in diesem Winter mit dem aktuellen Pandemie-Verlauf sehr schwierig, diese 50 Prozent zu erfüllen.
Auch die Swiss ist betroffen. Sie habe bereits frühzeitig gewarnt, dass eine Nutzungsquote von 50 Prozent sehr optimistisch sei, betont Mediensprecherin Karin Müller. «Und es ist in diesem Winter mit dem aktuellen Pandemie-Verlauf sehr schwierig, das zu erfüllen.»
18’000 unnötige Flüge
Die Folge sind zusätzliche, schlecht ausgelastete Flüge. Mit 18'000 eigentlich unnötigen Flügen, rechnet die Lufthansa-Gruppe diesen Winter, nur um Start- und Lande-Rechte zu sichern. Wie viele davon auf die Swiss entfallen, konnte nicht beziffert werden. Der europäische Flughafenverband unterstützt hingegen die EU-Regelung, so auch der Flughafen Zürich, der gleichzeitig die Airlines in die Pflicht nimmt.
Wenn absehbar ist, dass Slots aus strukturellen Gründen von Airlines nicht bedient werden können, dann macht es aus Flughafensicht Sinn, wenn diese freigegeben werden.
Die Ausnahmeregelung sei noch immer sinnvoll, damit Airlines ihre Slots nicht verlieren, wenn sie gewisse Destinationen in der Pandemie nicht anfliegen könnten, sagt Mediensprecherin des Flughafens Zürich, Bettina Kunz: «Aber, wenn absehbar ist, dass Slots aus strukturellen Gründen von Airlines nicht bedient werden können, dann macht es aus Flughafensicht Sinn, wenn diese freigegeben werden.» Die Regelung solle nicht missbraucht werden können, um vorhandene Marktpositionen zu verteidigen und Konkurrenz abzuwehren.
Slots höchstens temporär freigeben
Die Swiss musste ihre Flotte pandemiebedingt verkleinern. Wäre es deshalb nicht an der Zeit, Slots zurückzugeben, statt sie mit halbleeren Maschinen zu nutzen? Nein, sagt Mediensprecherin Karin Müller. Grundsätzlich behalte man das Slot-Portfolio immer im Auge und passe es auch den Unternehmensstrukturen an.
Eine Reduktion der Flotte heisse aber nicht eins zu eins eine Reduktion der Ziele. Höchstens eine temporäre Rückgabe von Slots könnte sich die Swiss vorstellen. Es ist allerdings fraglich, ob diese Option für Konkurrenten attraktiv wäre.
Handlungsbedarf bei EU-Regelung
Für Aviatik-Experte Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen ist es verständlich, dass die Swiss an ihren Start- und Landerechten festhält. «Ein Slot zu verlieren heisst vielleicht, einen Teil des ganzen Netzwerks zu verlieren. Und das ist existentiell für eine Netzwerk-Airline».
Ein Slot zu verlieren heisst vielleicht, einen Teil des ganzen Netzwerks zu verlieren.
Damit Airlines nicht halbleer durch die Gegend fliegen, müsste die EU-Regelung angepasst werden, so der Experte. Zumindest bis die Nachfrage nach Flugreisen wieder nachhaltig anzieht.