Der Energieriese Royal Dutch Shell kommt seinem Ziel näher, im arktischen Ozean nach Öl und Gas zu bohren. Trotz heftiger Proteste von Umweltschützern stimmte die zuständige Behörde der US-Regierung der Fortsetzung des mehrjährigen Förderprojektes zu – wenn auch unter Auflagen.
Die Behörde betonte, sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und die Risiken gut abgewogen zu haben. Der niederländisch-britische Konzern hat damit eine wichtige Hürde genommen, braucht aber noch eine Reihe weiterer Zulassungen.
Empörte Umweltschützer: «You Shell Not Pass!»
Die Pläne sind höchst umstritten. «Diese Entscheidung stellt das grosse Ölgeschäft über die Menschen und setzt die Tier- und Pflanzenwelt der Arktis – und die Gesundheit unseres Planeten – aufs Spiel», kommentierte die Umweltschutzorganisation Earthjustice.
«sHellNO», eine lokale Kampagne aus Seattle im US-Bundesstaat Washington, will ab Samstag unter dem Motto «You Shell Not Pass!» (Wortspiel mit «Shell» und «shall», Du wirst nicht durchkommen) Tausende Mitstreiter für einen dreitägigen Protest mobilisieren.
«Es gibt keine bewährte Methode, einer Ölpest im eisigen arktischen Wasser zu begegnen», sagte Susan Murray von der Organisation Oceana. Das Vorhaben sei riskant und unausgereift. Im April 2010 hatte eine Explosion der von Shells Konkurrenten BP betriebenen Bohrinsel Deepwater Horizon die bislang schlimmste Ölkatastrophe verursacht. Elf Menschen kamen ums Leben; Hunderte Millionen Liter Öl flossen in den Golf von Mexiko und richteten massive Schäden an.
Shell will Projekt im Sommer lancieren
Shell-Sprecher Curtis Smith teilte mit, dass die Zustimmung das «Vertrauen, das die Aufseher in unseren Plan haben» zeige. Aber es sei zwingend, dass die ausstehenden Genehmigungen, an denen die endgültige Zulassung hänge, rechtzeitig geliefert würden.
Nach Schätzungen der US-Energieagentur EIA könnten in der Arktis etwa 22 Prozent der weltweiten noch unentdeckten Öl- und Gasreserven liegen. Shell bemüht sich schon seit Jahren um die Erlaubnis, an die kostbaren Bodenschätze zu kommen.
Der Konzern will in der Tschuktschensee, knapp 113 Kilometer entfernt von dem Dorf Wainwright an der Nordwestküste Alaskas, an bis zu sechs Stellen in relativ flachem Wasser bohren. Shell will im Sommer mit dem Projekt beginnen.