Was ist passiert? Das US-Elektroauto-Startup Fisker ist pleite. Die Firma des dänischen Auto-Designers Henrik Fisker meldete am Montag in den USA Insolvenz an, wie ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware mitteilte. Der Tesla-Rivale hatte bereits im Februar bekannt gegeben, dass Gespräche mit einem nicht namentlich genannten Autobauer über eine Finanzspritze gescheitert sei. Mitte März stellte die Firma die Produktion zwischenzeitlich ein, um Geld zu sparen.
Warum ging Fisker pleite? Der Absatz von Elektroautos stieg zuletzt bei weitem nicht so schnell an, wie man das noch vor Jahren erwartet hatte. Hinzu kam, dass es in Zeiten höherer Zinsen schwieriger wurde, mehr Kapital zu erhalten. Man habe aufgrund von Gegenwind am Automarkt und der gesamten Wirtschaft nicht effizient arbeiten können, erklärte ein Sprecher von Fisker.
Warum ist Fisker als Konkurrent von Tesla im Endeffekt gescheitert? Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagt, dass Fisker zu spät in den Markt eingetreten und zu langsam gewachsen sei. Zudem habe der Autobauer nichts gehabt, was seine E-Autos von Teslas massgeblich unterscheide. «Tesla hat es zuerst, geschickt und sehr schnell gemacht», so der renommierte deutsche Autoexperte. Auch die Persönlichkeit von Tesla-Chef Elon Musk habe dazu beigetragen, das ein Hype um die Firma entstanden sei, welcher nur schwer nachzuahmen sei.
Warum hat sich die Nachfrage nach Elektroautos abgekühlt? Die meisten Autobauer in Europa und in den USA investieren in E-Autos. Doch im Vorfeld der jüngsten Europawahlen hätten Politikerinnen und Politiker laut Dudenhöffer realisiert: Wer wieder für Verbrennungsmotoren sei, gewinne Stimmen. Das hätten sich zum Beispiel die EVP, die AfD in Deutschland oder andere Parteien gesagt. Gleiches passiere in den USA, wo «Politiker Startups grosse Steine in den Weg legen». Dudenhöffer kommt zum Schluss: «Alle Konservativen dieser Welt haben sich darauf verständigt, den Verbrennungsmotor bis in die Ewigkeit zu tragen. Damit zerstören sie die Elektromobilität, verunsichern die Menschen.»
Was macht China anders? China sah schon vor Jahrzehnten das Potenzial von E-Autos und baute eine Elektromobilitäs-Industrie auf. «Was wir in Europa über Jahrzehnte gemacht haben mit dem Verbrennungsmotor, hat China mit Elektroautos gemacht», sagt Dudenhöffer. Die Qualität der Autos sei gut. Und während in China dieser Markt ausgebaut werde, gehe er in Europa zurück. Da sehe man: «Man kann sich langfristig als Unternehmen oder als Land qualifizieren, wenn man strategisch vorgeht», so Dudenhöffer. Europa kritisiert er, keine klare Strategie zu verfolgen.
Warum scheitern aktuell viele Elektroautobauer? Auch andere Konkurrenten von Tesla wie Rivian und Lucid schreiben notorisch rote Zahlen – haben jedoch unter anderem dank zahlungskräftigen Investoren tiefere Taschen, während Fisker das Geld ausgegangen ist. Die Fisker-Pleite reiht sich in eine Serie des Scheiterns von Elektroauto-Startups in den USA ein wie Proterra, Lordstown und Electric Last Mile Solutions.
Wohin entwickelt sich die die Branche in den nächsten Jahren? Laut Dudenhöffer konzentriert sich die Branche auf China, wo immer mehr Direktinvestitionen landen werden. Europäische Elektroautos würden in China produziert. «BYD [Anm. der Rede: chinesischer Elektroautobauer] wird das sein, was Toyota heute ist», so Dudenhöffer.