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US-Zölle auf europäische Weine Weinproduzenten geraten im Handelskonflikt zwischen die Fronten

Der amerikanische Präsident Donald Trump droht mit Zöllen von 200 Prozent auf Wein aus Europa. Vermutlich ist es nur ein taktischer Schachzug. Und dennoch: Die Drohung verunsichert die Winzer. Es wäre ein Angriff auf den Süden von Europa.

Die drei weltweit grössten Lieferanten von Wein sind Frankreich, Italien und Spanien. Allein diese Länder haben 2023 Wein im Wert von fast 23 Milliarden Euro in die Welt exportiert – ein Marktanteil von mehr als 60 Prozent im weltweiten Handel. Diese Länder wären von den Zöllen aus den USA am meisten betroffen.

Zwei Frauen in den Reben
Legende: Arbeiten in den Reben beim Castello Banfi in der Toskana, Italien. Keystone/Marco Bucco

Weltweit grösster Hersteller von Wein ist normalerweise Italien. Ausser 2023, da war es in Italien so heiss und trocken und die Ernte so mager, dass das Land vorübergehend von Frankreich als grösster weltweiter Produzent überholt wurde.

Der Norden von Europa ist von den Drohungen weniger betroffen, Deutschland ist nur auf Platz 9. Die Schweiz wiederum ist mengenmässig weltweit auf Platz 21 der wichtigsten Hersteller von Wein – und derzeit noch nicht in der Schusslinie der amerikanischen Regierung.

Die USA werden es sich wohl zweimal überlegen, hohe Zölle auf Wein aus der EU einzuführen, denn dies würde auch verbündete Staaten wie Italien treffen. Das Verhältnis der amerikanischen Regierung zur italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni könnte sich eintrüben.

 Die USA sind der wichtigste Abnehmer von Wein

Die von der amerikanischen Regierung angedrohten Zölle auf Wein aus Europa sind für die Branche eine Gefahr. Denn die USA sind der wichtigste Markt. 2023 haben die USA Wein im Wert von mehr als sechs Milliarden Euro importiert, kein anderes Land importiert wertmässig so viel Wein.

Die hohen Zölle auf Wein aus der EU würden bedeuten, dass die europäischen Weine im Vergleich zu den anderen Lieferanten teurer würden und weniger wettbewerbsfähig wären. Die Konkurrenten können sich freuen.  Zum einen gehören die USA mit den Weingebieten in Kalifornien selbst zu den weltweit grössten Produzenten – und belegen den vierten Platz. Aber auch die Lieferanten aus Südamerika, Australien und Südafrika sind eine Konkurrenz.

Konkurrenzkampf hat sich verschärft

Auf globaler Ebene hat sich der Konkurrenzkampf ohnehin verschärft. Der Konsum von Wein ist weltweit rückläufig und ist auf dem tiefsten Stand seit fast 30 Jahren. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen haben sich die Konsumgewohnheiten verändert, es wird generell weniger Alkohol getrunken. Zum anderen sind die Preise für den Wein in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wein ist im globalen Handel so teuer wie noch nie. Das hat damit zu tun, dass die Winzer selber höhere Preise bezahlen müssen, zum Beispiel für die Energie und das Glas der Flaschen. Diese Kosten werden auf die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzt.

In Frankreich gab es in den letzten Jahren eine Überproduktion, sodass etliche Winzer Rebstöcke ausgerissen und die Produktion gedrosselt haben oder ganz aus dem Geschäft ausgestiegen sind.

Gewinner und Verlierer einer Eskalation

Bei einer Eskalation des Handelsstreits gibt es langfristig nur Verlierer. Kurzfristig kann es aber auch Gewinner geben. Falls Europa für den Whiskey aus den USA hohe Zölle einführen sollte, dann könnten sich die Lieferanten aus Europa freuen. Weltweit grösster Hersteller von Whiskey ist Schottland. Die schottischen Produzenten würden profitieren.

SRF 4 News, 14.3.2025, 16:12

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