- Die Arbeitsmöglichkeiten in den Städten verändern sich ständig. Gewerbetriebe nehmen in grossen Städten tendenziell ab.
- Dafür gib es eine neue Art Wirtschaft, die so genannte Kreativwirtschaft.
- Der Städteverband hat die Veränderungen in einer Studie erfassen lassen.
Wie sich eine Stadt entwickelt, hängt wesentlich davon ab, was in ihr produziert wird. Und auch das verändert sich. Wo früher noch Holzmöbel oder Metallteile produziert wurden, werden Versicherungen verkauft. Eine Studie im Auftrag des Städteverbands zeigt, wie die Städte im Zuge dieses Wandels krisenfest bleiben können.
Die PR-Branche, der Kunstmarkt, die Game-Industrie oder die Unternehmensberatung, solche Geschäftsfelder boomen in den grossen Schweizer Städten. Aber nur etwa ein Viertel der Schweizer Beschäftigten arbeitet in diesem Bereich.
Der grösste Teil der arbeitenden Bevölkerung, nämlich rund die Hälfte, arbeitet noch immer in der gewerblich-industriellen Produktion, also zum Beispiel als Schreiner oder Automechaniker. In den grossen Städten finden sich diese Betriebe aber immer seltener, sagt Studienautor Martin Peter. «Bei den grossen Städten ist die gewerblich-industrielle Produktion ist im Rückgang und der Kreativwirtschaftsbereich ist stark am Wachsen.»
Gewerbe siedelt sich in kleinen Städten an
Das Gewerbe zieht in kleine Städte um, wie zum Beispiel nach Liestal im Baselbiet. Übrig bleiben die mittelgrossen Städte, jene mit 20'000 bis 50'000 Einwohnern, wie zum Beispiel Thun oder Schaffhausen. Sie drohen zwischen Stuhl und Bank zu fallen.
«Die mittelgrossen Städte weisen auch einen starken Rückgang bei der gewerblich-industriellen Produktion auf. Aber sie können insgesamt von der Kreativwirtschaft etwas weniger profitieren», sagt Peter.
In den mittelgrossen Städten gibt es weder viel Gewerbe noch Kreativwirtschaft. Das liege daran, dass Flächen knapp seien und zudem Hochschulen und Fachkräften fehlten. Und: «Die Lebensqualität muss sehr hoch sein, zum Beispiel in Bezug auf das kulturelle Angebot. Diesbezüglich sind mittelgrosse Städte häufig schlechter aufgestellt als grosse.»
Einseitige Wirtschaftsstruktur ist ein Klumpenrisiko
Doch nicht nur die mittelgrossen Städte müssten aktiv werden, um Unternehmen anlocken und halten zu können. Auch die grossen und die kleinen Städte könnten sich nicht ausruhen. Denn die Studienautoren empfehlen Diversivität in der Wirtschaftsstruktur. «Diversität ist krisenresistenter als eine Monokultur», sagt der Studienautor.
Die grossen Städte sollten sich darum bemühen, das Gewerbe nicht ganz zu verlieren, indem sie sich um freie Flächen bemühen. Oder sie sollten die Zonenordnung neu regeln: Statt herkömmlicher Bauzonen könnten einzelne Stockwerke in verschiedene Zonen eingeteilt werden, so dass ein Nebeneinander von Industrie und Wohnen einfacher möglich wäre.
Und die kleinen Städte sollten sich um Hightech-Unternehmen oder Kreativwirtschaft bemühen. Sie könnten zum Beispiel familienergänzende Betreuungsangebote ausbauen oder das Kulturangebot aufstocken.