Rasch steigende Zinsen können Banken ins Wanken bringen. So geschehen bei der kalifornischen Silicon Valley Bank im März. Sie hatte das Risiko von Zinsänderungen zu wenig im Griff, wie Ökonom Yvan Lengwiler von der Universität Basel sagt. «Es ist eine Folge mangelhaften Risikomanagements.»
Gut geführte Banken müssen vorsorgen, weil ihnen sonst die flüssigen Mittel fehlen, wenn sich eines Tages das Zinsumfeld ändern sollte und die Kundschaft womöglich im grossen Stil das Geld zurückverlangt. Genau dies ist der Silicon Valley Bank passiert. Sie hat damit ein mittleres Bankenbeben in den USA ausgelöst.
Vertrauensverlust zwang CS in die Knie
Bei der Credit Suisse seien nicht die Zinsänderungen das Problem gewesen, versichert Lengwiler. «Sie hat so viele Pannen und Pleiten erlebt, dass sie seit vergangenem Jahr mit einem Vertrauensverlust kämpfte.» Deshalb ging auch der CS das Geld aus.
Die Schweizerische Nationalbank SNB hielt die Grossbank mit Notfall-Liquidität für ein paar Tage über Wasser. Dann zwang der Bundesrat die CS in die Arme der Rivalin UBS.
Der UBS-CS-Deal ist in der Schweiz wohl stärker umstritten als im Ausland.
Jetzt müssen Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Nationalbank-Chef Thomas Jordan kritische Fragen beantworten, wenn sie beim IWF in Washington die dort versammelte Finanzelite treffen. Allerdings: Schlecht habe es namentlich Bundesrätin Keller-Sutter nicht gemacht, meint Finanzprofessor Lengwiler.
Sie habe wohl geholfen, eine grössere globale Finanzkrise abzuwenden. «Der Deal ist in der Schweiz wohl stärker umstritten als im Ausland», so Lengwiler. Beim IWF in Washington jedenfalls dürfte man vor allem froh sein, dass aus der Schweiz aktuell keine weiteren Schockwellen kommen.
Weltwirtschaft wächst nur langsam
Auch ohne CS-Krise sieht der IWF allerhand Probleme: Die Weltwirtschaft wächst nur noch langsam, weil die Notenbanken mit ihren hohen Zinsen die Inflation bekämpfen. Die teils aggressiven Zinsschritte würden die Schwächen im Finanzsystem schonungslos ans Licht bringen, wie sich am Beispiel des Bankenbebens in den USA offenbart habe, schreibt der IWF in seinem Finanzstabilitätsbericht.
Derweil macht sich in der Schweiz die Politik daran, den CS-Schock öffentlich zu verarbeiten. Ökonom Lengwiler, der die SNB bei anderen Themen auch schon kritisiert hat, nimmt die Nationalbank diesmal in Schutz – ebenso die Finanzmarktaufsicht Finma.
Die Finma habe die CS schon seit längerem sehr genau beobachtet und begleitet, ebenso wohl die SNB. Es stelle sich höchstens die Frage, ob mit früher gesprochenen, «sehr grosszügigen Liquiditätshilfen», womöglich als Gegenleistung für eine andere Geschäftsstrategie der CS, die Krise hätte abgewendet werden können. «Doch das wissen wir natürlich nicht», betont Lengwiler. Die Debatte sei erst am Anfang.
Klar ist: Der Schweiz ist es mit der turbulenten CS-Rettung gelungen, grösseren Schaden abzuwenden vom internationalen Finanzsystem. Aber gut für den Ruf des Schweizer Finanzplatzes sind die CS-Wirren sicher nicht.