Zum Inhalt springen
Audio
IWF: Bankenbeben zeigt Schwächen im Finanzsystem
Aus Echo der Zeit vom 11.04.2023. Bild: KEYSTONE/EPA/ETIENNE LAURENT
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 2 Sekunden.

Verhaltene Konjunktur Das Bankenbeben beschäftigt auch den IWF

Fast-Zusammenbruch der CS: Laut Ökonom Lengwiler haben es Bundesrat, SNB und Finma nicht allzu schlecht gemacht.

Rasch steigende Zinsen können Banken ins Wanken bringen. So geschehen bei der kalifornischen Silicon Valley Bank im März. Sie hatte das Risiko von Zinsänderungen zu wenig im Griff, wie Ökonom Yvan Lengwiler von der Universität Basel sagt. «Es ist eine Folge mangelhaften Risikomanagements.»

Gut geführte Banken müssen vorsorgen, weil ihnen sonst die flüssigen Mittel fehlen, wenn sich eines Tages das Zinsumfeld ändern sollte und die Kundschaft womöglich im grossen Stil das Geld zurückverlangt. Genau dies ist der Silicon Valley Bank passiert. Sie hat damit ein mittleres Bankenbeben in den USA ausgelöst.

Vertrauensverlust zwang CS in die Knie

Bei der Credit Suisse seien nicht die Zinsänderungen das Problem gewesen, versichert Lengwiler. «Sie hat so viele Pannen und Pleiten erlebt, dass sie seit vergangenem Jahr mit einem Vertrauensverlust kämpfte.» Deshalb ging auch der CS das Geld aus.

Die Schweizerische Nationalbank SNB hielt die Grossbank mit Notfall-Liquidität für ein paar Tage über Wasser. Dann zwang der Bundesrat die CS in die Arme der Rivalin UBS.

Der UBS-CS-Deal ist in der Schweiz wohl stärker umstritten als im Ausland.
Autor: Yvan Lengwiler Ökonomieprofessor Uni Basel

Jetzt müssen Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Nationalbank-Chef Thomas Jordan kritische Fragen beantworten, wenn sie beim IWF in Washington die dort versammelte Finanzelite treffen. Allerdings: Schlecht habe es namentlich Bundesrätin Keller-Sutter nicht gemacht, meint Finanzprofessor Lengwiler.

Sie habe wohl geholfen, eine grössere globale Finanzkrise abzuwenden. «Der Deal ist in der Schweiz wohl stärker umstritten als im Ausland», so Lengwiler. Beim IWF in Washington jedenfalls dürfte man vor allem froh sein, dass aus der Schweiz aktuell keine weiteren Schockwellen kommen.

Weltwirtschaft wächst nur langsam

Auch ohne CS-Krise sieht der IWF allerhand Probleme: Die Weltwirtschaft wächst nur noch langsam, weil die Notenbanken mit ihren hohen Zinsen die Inflation bekämpfen. Die teils aggressiven Zinsschritte würden die Schwächen im Finanzsystem schonungslos ans Licht bringen, wie sich am Beispiel des Bankenbebens in den USA offenbart habe, schreibt der IWF in seinem Finanzstabilitätsbericht.

Weltweites Wachstum von 2.8 Prozent

Box aufklappen Box zuklappen

Der IWF hat seine Vorhersage zum weltweiten Wirtschaftswachstum gesenkt. Das globale Wachstum werde sich im Vergleich zu 2022 (3.4 Prozent) in diesem Jahr auf 2.8 Prozent verlangsamen, heisst es in der neusten Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds.

Derweil macht sich in der Schweiz die Politik daran, den CS-Schock öffentlich zu verarbeiten. Ökonom Lengwiler, der die SNB bei anderen Themen auch schon kritisiert hat, nimmt die Nationalbank diesmal in Schutz – ebenso die Finanzmarktaufsicht Finma.

Video
Archiv: Das Ende der CS – von Verantwortung, Schuld und Wut
Aus DOK vom 06.04.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 50 Minuten 31 Sekunden.

Die Finma habe die CS schon seit längerem sehr genau beobachtet und begleitet, ebenso wohl die SNB. Es stelle sich höchstens die Frage, ob mit früher gesprochenen, «sehr grosszügigen Liquiditätshilfen», womöglich als Gegenleistung für eine andere Geschäftsstrategie der CS, die Krise hätte abgewendet werden können. «Doch das wissen wir natürlich nicht», betont Lengwiler. Die Debatte sei erst am Anfang.

Klar ist: Der Schweiz ist es mit der turbulenten CS-Rettung gelungen, grösseren Schaden abzuwenden vom internationalen Finanzsystem. Aber gut für den Ruf des Schweizer Finanzplatzes sind die CS-Wirren sicher nicht.

Echo der Zeit, 11.4.2023, 18:00 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel