Bis 2035 soll sich die Zahl der gefahrenen Velo-Kilometer verdoppeln. Dies ist das Ziel der «Roadmap Velo», auf die sich Behörden, Verbände, Verkehrsbetriebe und Unternehmen am Nationalen Veloforum in Zürich geeinigt haben.
Es gibt in ganz Europa einen Trend hin zum Velo; die Schweiz muss aufpassen, den Anschluss nicht zu verpassen.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Politik und Behörden von Bund, Kantonen und Gemeinden noch stärker als heute zusammenarbeiten mit der Velo-Szene: also mit den Velo-Verbänden, mit Herstellern und Händlern, aber auch mit Tourismus-Organisationen und Verkehrsbetrieben und mit Fachleuten von Hochschulen.
Die «Schnellen» als Alternative zu ÖV und Auto
«Es gibt in ganz Europa einen Trend hin zum Velo; die Schweiz muss aufpassen, den Anschluss nicht zu verpassen», sagt Ursula Wyss, die ehemalige Berner Gemeinderätin. In Städten wie Brüssel, Kopenhagen oder Amsterdam sei der Anteil der Velos am Gesamtverkehr deutlich höher als etwa in Zürich. «Wir müssen dem Velo mehr Raum geben und es von Anfang an in die Verkehrsplanung einbeziehen.»
Grosse Hoffnungen setzt die Velobranche auf die schnellen E-Bikes, die sogenannten S-Pedelecs, die dank ihres höheren Tempos von bis zu 45 km/h auch für längere Arbeitswege genutzt werden können und somit für Pendlerinnen und Pendler zu einer attraktiven Alternative zum ÖV und zum Auto werden.
Mittlerweile sind 15 Prozent der neu gekauften Velos in der Schweiz S-Pedelecs, letztes Jahr wurden rund 26'000 davon verkauft, weiss Reto Meyer, der Co-CEO des Schweizer Velo- und Bike-Herstellers «Tour de Suisse» und Vorstandsmitglied im Branchenverband Velosuisse. Eine Steigerung um 16 Prozent. In den Nachbarländern sei der Anteil der schnellen E-Bikes deutlich kleiner.
Schweiz soll in die Pedale treten
«Vier von fünf Personen, die ein S-Pedelec besitzen, nutzen es für den Arbeitsweg. Das zeigt, dass hier ein grosses Potenzial liegt», so Meyer. Viele Menschen sorgten sich aber um ihre Sicherheit und kauften im Zweifelsfall doch kein E-Bike oder S-Pedelec. Damit Velofahren sicherer werde, müsse die Velo-Infrastruktur in der Schweiz rascher ausgebaut werden, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Velo-Arten, etwa mit neuen Schnellrouten für E-Bikes und ambitionierte Velofahrerinnen und Velofahrer.
Jedes S-Pedelec verkürzt den Stau in Bern um fünf Meter, in Zürich sogar um sechs Meter, weil ihr dort grössere Autos habt!
Wenn mehr Menschen ein S-Pedelec kauften, dann würde dies den ÖV und auch die Strassen entlasten, ergänzt Matthias Aebischer, der Berner SP-Nationalrat und Präsident von Pro Velo Schweiz: «Jedes S-Pedelec verkürzt den Stau in Bern um fünf Meter, in Zürich sogar um sechs Meter, weil ihr dort grössere Autos habt!»
Emma Stubbe von der niederländischen Velo-Lobbyorganisation Dutch Cycling Embassy ermunterte die Schweiz am Veloforum, mehr Innovation zu wagen: «In den Niederlanden sind wir ziemlich experimentierfreudig und setzen Leuchtturmprojekte rasch um. Und meistens sind auch die, die vorher skeptisch waren, schnell überzeugt, sobald sie einmal selbst erfahren haben, wie schön es ist, sicher und gemütlich zusammen auf einer verkehrsberuhigten Strasse zu fahren.»