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Verregneter Tourismus «Bei schlechtem Wetter geht niemand in die Ferien»

Stornierungen und kurzfristiges Buchen setzen Hotels in Bergregionen und im Tessin zu.

Noch sind die Erwartungen hoch: Die Tourismusbranche rechnet für dieses Jahr mit einem neuen Rekord der Logiernächte. Für Zuversicht sorgt die bisherige Entwicklung. Die Logiernächte stiegen im Juni um 1.8 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik diese Woche bekannt gab.

Doch längst nicht alle profitieren vom Tourismus-Hoch. In den Buchungsblöcken der Walliser Parahotellerie hinterlässt der wenig sommerliche Sommerbeginn Spuren: Um 12 Prozent liegt die Zahl der gebuchten Übernachtungen für Juli und August in Ferienhäusern und -wohnungen, auf Campingplätzen und in Jugendherbergen unter dem Vorjahreswert. Die Zahlen stammen vom Walliser Tourismus-Observatorium.

Gruppe von Menschen in Regenjacken liest Informationstafel in den Bergen.
Legende: Kurzfristige Buchungen und Annullationen fordern die Hoteliers in der Schweiz. Keystone/ARNO BALZARINI

Hauptgrund seien das schlechte Wetter und die Unwetter-Bilder, sagt Damian Constantin, Direktor von Wallis Promotion. Beides dürfte manch einen abgeschreckt haben. «Vor allem Schweizer Gäste buchen im Sommer immer kurzfristiger. Bei Schlechtwetter buchen sie weniger.»

Der Gomser Hotelier Simon Weger vom Hotel Landhaus sagt es – etwas zugespitzt – so: «Wenn die Menschen Ferien machen, wollen sie perfekte Ferien. Und bei schlechtem Wetter geht niemand in die Ferien».

Touristiker erwarten Aufholeffekt im Herbst

Constantin will aber nicht schwarzmalen. «Mit der Rückkehr zur Normalität und schönem Wetter kann ein Teil des Rückgangs aufgefangen werden». Und: Für September und Oktober liege die Buchungsprognose in der Parahotellerie bereits wieder über dem Vorjahr.

Im Tessin liegt die Zahl der Hotelbuchungen Ende Juni vier Prozent unter dem Vorjahr. Für die Zeit von Juli bis September prognostiziert Hotelleriesuisse Ticino noch ein Minus von einem Prozent.

Ein grosses Plus werden wir bei Gästen aus Fernmärkten wie den Golfstaaten und den USA haben.
Autor: Jürg Domenig Geschäftsführer Hotelleriesuisse Graubünden

Kurzfristige Buchungen und Annullationen – sie fordern auch die Hoteliers im Berner Oberland und im Bündnerland. Gemäss einer Umfrage von Hotelleriesuisse Graubünden im Juni haben für diesen Sommer weniger Einheimische ein Zimmer gebucht.

Aber: «Ein grosses Plus werden wir bei Gästen aus Fernmärkten wie den Golfstaaten oder den USA haben», sagt Geschäftsführer Jürg Domenig. EU-Gäste werde man zumindest halten können.

Alles hängt vom Wetter ab

Unter dem Strich bleibe ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Ein Bild, das Ökonomen der ETH Zürich im Mai noch für den gesamten Schweizer Sommertourismus erwartet hatten. Ein Anstieg der Logiernächte um 0.4 Prozent gegenüber dem Vorjahr hatten sie prognostiziert – das sind 100'000 zusätzliche Logiernächte.

Ob das noch eintritt? Etliche angefragte Touristiker sind sich einig: Entscheidend wird das Wetter in den kommenden Wochen sein. Ist es schön, dürften viele Inland-Touristinnen und -Touristen kurzfristig doch noch buchen. Und die Statistik aufbessern.

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Tagesschau, 16.07.2024, 19:30 Uhr

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