Wo viel Geld lockt, ist die Gefahr gross, dass auch geschummelt und betrogen wird. Mehr als zehn Milliarden Franken hat der Bund in der Coronakrise bisher für Kurzarbeitsentschädigungen bezahlt. Knapp zehn Millionen Franken davon hat er bisher zurückgefordert – von Unternehmen, die das Geld zu Unrecht bezogen hatten.
Das ist weniger als ein Promille der ausbezahlten Gelder. Sind also die restlichen 99,9 Prozent zu Recht bezogen worden? Oder hat man bisher bloss zu wenig genau hingeschaut?
Weitere Missbrauchsfälle erwartet
Weder noch, sagt Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco): «Die jetzigen Zahlen sind eine Bestandesaufnahme von letzter Woche. Ich gehe davon aus, dass die Missbrauchsmeldungen noch steigen werden.»
Denn einerseits dürften etliche Unternehmen und ihre Revisionsbüros selber noch genauer über die Bücher gehen und ihre Abrechnungen kontrollieren. Es ist also noch zu früh für eine Bilanz. Und anderseits will nun auch der Bund genauer hinschauen und viel mehr Kontrollen durchführen, sagt Zürcher.
Kontrollen vor Ort
Über die Details solcher Arbeitgeberkontrollen will der Seco-Leiter Arbeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht allzu viel sagen, verrät dann aber: «Das geht nicht von der Beamtenstube aus, sondern nur vor Ort. Zweierteams prüfen die Lohnbücher und alle relevanten Informationen wie etwa Lieferscheine und Telefongesprächsnotizen. So prüft man, ob die jeweilige Person tatsächlich einen Arbeitsausfall hatte oder nicht.»
Zweierteams prüfen die Lohnbücher und alle relevanten Informationen wie etwa Lieferscheine und Telefongesprächsnotizen.
Wenn sich herausstellt, das jemand Kurzarbeitsgelder bezogen und in der betreffenden Zeit trotzdem gearbeitet hat, muss das Unternehmen das zu viel bezogene Geld zurückzahlen. Falls vorsätzlich betrogen wurde, kommt ausserdem die Strafjustiz ins Spiel.
«Für uns ist absolut zentral, dass diese Missbrauchsbekämpfung gut funktioniert. Es geht letztlich um die Akzeptanz dieser Kurzarbeitsentschädigung. Ein Mittel, das sich in dieser Krise wieder enorm bewährt hat», betont Zürcher vom Seco.
Deshalb hat er sein Kontrollteam aufgestockt. Statt einiger weniger Revisionsexperten und -expertinnen sind es seit Anfang Juni deren 40. Die Coronakrise hat also zumindest in diesem Bereich neue Arbeitsplätze geschaffen.