Schutzmassnahmen und Einschränkungen sind fast schon zur Normalität geworden. Die Spuren, welche diese hinterlassen, sind deutlich. Das Bundesamt für Statistik hat am Mittwoch neuste Schätzungen veröffentlicht, wie viele Betriebe und Beschäftigte von den Schliessungen betroffen sind.
Die Zahlen zeigen: Fast jede achte Arbeitsstätte ist vom Winter-Shutdown betroffen. Insgesamt sind rund 445'000 Beschäftigte von Schliessungen oder Beeinträchtigungen ihrer Betriebe durch die Covid-19-Massnahmen tangiert. Damit treffen die Massnahmen gut acht Prozent aller Beschäftigten in der Schweiz.
Die deutlichen Spuren des Shutdown seien natürlich besorgniserregend, sagt Marius Brülhart, Ökonomie Professor und Mitglied der Task Force: «Das sind sehr viele Menschen.» Er schätzt die tatsächlich durch die Massnahmen direkt und indirekt Betroffenen noch höher ein: «Wahrscheinlich über 10 Prozent der Arbeitnehmer und Selbständigen in der Schweiz können im Moment nicht voll oder überhaupt nicht arbeiten. Das ist schlimm, diesen Leuten sollte man helfen.» Doch man habe im Moment nicht wirklich eine Wahl: «Entweder wir fahren die Wirtschaft zurück oder wir lassen das Virus grassieren.»
Am härtesten trifft der Winter-Shutdown die Gastronomie. 164'000 Beschäftigte können in dieser Branche kaum oder gar nicht arbeiten. Ebenfalls je über 140'000 Beschäftigte sind von der Schliessung von Kultur-, Sport und Freizeitbetrieben sowie Einkaufsläden betroffen.
Ein Vergleich mit dem ersten Shutdown im vergangenen April zeigt: Damals waren rund 532'000 Personen und damit mehr als 10 Prozent der Beschäftigten durch die Schliessungen betroffen. Damals waren aber zusätzlich Bereiche wie Campingplätze, Skipisten und mehr Einkaufsläden geschlossen.
Kantone unterschiedlich stark betroffen
Unterschiede zeigen sich beim Blick auf die verschiedenen Kantone. Die höchste Anzahl betroffene Beschäftigte verzeichnen die beiden Tourismuskantone Wallis und Graubünden oder auch der Kanton Basel-Stadt. Über 10 Prozent der gesamten Beschäftigten sind in diesen Kantonen von den Einschränkungen betroffen.
Dass sein Kanton leidet weiss auch Marcus Caduff, Volkswirtschaftsdirektor von Graubünden. Er verlangt deshalb mehr Hilfe vom Bund: «Die Härtefall-Massnahmen, die Mittel, die heute zur Verfügung gestellt wurden und der Verteilschlüssel auf die Kantone genügen bei Weitem nicht, um die Härtefälle im Kanton Graubünden abzufedern.» Man müsse die stark betroffenen Kantone noch separat ausserhalb des bestehenden Verteilschlüssels betrachten und hier zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, sagt der Regierungsrat.
Auch Ökonom Brülhart sieht bei der Verteilung Verbesserungspotential, da gewisse Kantone aufgrund der Branchenstruktur stärker betroffen sind: «Und da könnte man sich vielleicht überlegen die Verteilung der Bundesgelder für Härtefallkompensationen auch noch anzupassen an diese unterschiedliche Betroffenheit.»
Der Shutdown hinterlässt tiefe Spuren bei Betrieben und Beschäftigten. Einige Wirtschaftsverbände fordern deshalb Perspektiven, wie es im März weitergehen soll.