Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht erheblich unter Druck, und das gleich mehrfach. Da ist zum einen die Corona-Pandemie: Sie führte dazu, dass vor allem in der ersten Jahreshälfte Anleger mit ihrem Geld in den sicheren Hafen des Schweizer Frankens drängten. Um zu verhindern, dass der Franken zu stark wird, hat die SNB massiv am Devisenmarkt interveniert und Fremdwährungen aufgekauft.
Doch das trug ihr gestern harsche Kritik der USA ein. Die USA haben die Schweiz als Währungsmanipulatorin abgestempelt. Im Interview kontert SNB-Präsident Thomas Jordan die Vorwürfe aus den USA und erklärt, wieso die jetzige Geldpolitik notwendig für die Schweiz ist.
SRF News: Die Schweiz wurde gestern auf die Liste der Währungsmanipulatoren gesetzt, auch wegen der Interventionen der SNB. Was bedeutet das jetzt für die Schweizerische Nationalbank?
Thomas Jordan: Unsere Geldpolitik bleibt unverändert. Es ist wichtig, dass sie expansiv bleibt. Wir haben eine sehr tiefe Inflation, zeitweise sogar negativ. Wir haben überhaupt keinen Grund, unsere Geldpolitik jetzt zu ändern.
Das heisst, Sie werden nicht weniger intervenieren, weil Sie Angst vor den Amerikanern haben?
Nein, wir haben keine Angst. Wir müssen die Geldpolitik betreiben, die für die Schweiz notwendig ist. Wir haben das Mandat, Preisstabilität aufrechtzuerhalten und wegen der wie gesagt tiefen Inflation braucht es diese Geldpolitik. Die Devisenmarkt-Interventionen sind dazu ein ganz wichtiges Instrument.
Sie kennen die neue Finanzministerin Janet Yellen gut. Werden Sie demnächst mit ihr telefonieren und über das Thema Währungsmanipulation sprechen?
Sobald sie im Amt ist, wird das sicher ein Thema werden. Die Schweiz muss ja den Dialog mit den Amerikanern führen. Janet Yellen ist dann als Finanzministerin in der Verantwortung. Sie wird sicher diesen Dialog mit der Schweiz und der Nationalbank führen.
Glauben Sie nicht, dass die Schweiz jetzt Strafzölle aufs Auge gedrückt bekommen könnte, weil man ihr Währungsmanipulation vorwirft?
Wir manipulieren ja unsere Währung nicht. Es ist so, dass es diese drei Kriterien gibt, die wir erfüllen. Aber wir müssen den Amerikanern jetzt natürlich gut erklären, dass diese Kriterien für die Schweiz nicht sinnvoll sind, dass sie falsche Ergebnisse liefern und dass man daraus nicht ableiten kann, dass wir ein Währungsmanipulator sind.
Das Gespräch führte Reto Lipp.