- Die Weltwirtschaft wird die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die weiterhin hohe Inflation etwas besser verkraften als zunächst angenommen.
- Das liege nicht zuletzt an den Entwicklungen in China, hiess es in der aktualisierten Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Weltwirtschaft.
- Der IWF rechnet in diesem Jahr noch mit einem globalen Wachstum von 2.9 Prozent. Für das Jahr 2024 wird ein Wachstum von 3.1 Prozent erwartet.
Zwar werde sich das Wachstum im Vergleich zu 2022 (3.4 Prozent) in diesem Jahr auf 2.9 Prozent verlangsamen, schrieb IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Doch die Aussichten seien «weniger düster» als noch im Oktober angenommen. Grund dafür seien «positive Überraschungen» und eine «unerwartet hohe Widerstandsfähigkeit» in zahlreichen Volkswirtschaften, so der Bericht. Ein Treiber der Weltwirtschaft könnte Chinas Abkehr von der Null-Covid-Strategie sein.
Chinas Corona-Politik kann beschleunigen oder lähmen
Der IWF erwartet in diesem Jahr kein Abrutschen der Weltwirtschaft in die Rezession – eine Option, welche die Ökonomen im Herbst nicht ausgeschlossen hatten. Gourinchas zufolge könnte die aktuelle Prognose einen «Wendepunkt» darstellen und das Wachstum seinen Tiefpunkt erreichen, während die Inflation zurückgehe. Sollte China mit den Impfungen gegen das Coronavirus schneller vorankommen, würde dies einen Aufschwung sichern.
Allerdings zählt der Bericht auch etliche Risiken auf, die eine Verschlechterung der Wirtschaftslage zur Folge hätten: eine weitere Verschärfung der Corona-Situation in China, eine Eskalation des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und eine Schuldenkrise aufgrund der strengen Geldpolitik der Zentralbanken.
BIP in vielen Volkswirtschaften stark gewachsen
Für etwa 90 Prozent der Industrieländer hat der IWF in diesem Jahr ein Wachstumsrückgang prognostiziert. Dass die Weltwirtschaft aber nun doch stärker wachsen soll, als noch im Oktober angenommen, liegt dem Bericht zufolge auch daran, dass Europa die Schocks im Energiebereich durch den Krieg in der Ukraine besser verkraftet hat als erwartet.
Trotz heftiger Gegenwinde sei das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2022 in zahlreichen Volkswirtschaften überraschend stark gewachsen – darunter in den Vereinigten Staaten und im Euroraum. Auch die Zinsanhebungen der Zentralbanken zeigten Wirkung, so der IWF. Es gebe Anzeichen dafür, dass die strenge Geldpolitik die Inflation bremse.
Teuerungsrate von zwei Prozent nicht vor 2025 zu erreichen
Für 2023 rechnet der IWF weltweit mit einer Teuerungsrate von 6.6 Prozent, im kommenden Jahr soll sie dann bei 4.3 Prozent liegen. Dennoch werde es dauern, bis wieder Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent herrsche. In der grossen Mehrheit der Staaten wird die Teuerungsrate im Jahr 2024 immer noch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegen.