Zehn Jahre lang war Casimir Platzer Präsident des Gastgewerbeverbands Gastrosuisse. Nun trat er zurück. Landesweit bekannt wurde er während der Corona-Pandemie als bissiger Kämpfer für die Interessen des Gastgewerbes. Im Interview blickt er zurück auf seine bewegte Amtszeit.
SRF News: Albert Rösti hat sie am Dienstagabend verabschiedet. Was hat er in seiner Laudatio gesagt?
Bert und ich sind beide aus Kandersteg, wir kennen uns schon lange. Er hat sich bei mir bedankt für meinen Einsatz. Das Gastgewerbe halte die Gesellschaft zusammen. Es sind nicht nur die Banken, welche systemrelevant sind, auch das Gastgewerbe ist in kultureller und in sozialer Hinsicht wichtig für die Schweiz.
Im Lobbying darf man nicht zurückhaltend sein.
Ihr Nachfolger will den Verband zurückhaltender und weniger plakativ führen, als Sie es getan haben. Was halten Sie von dieser Kritik?
In diesen zehn Jahren konnten wir Gastrosuisse als einen der stärksten Branchenverbände in der Schweiz positionieren. Im Lobbying darf man nicht zurückhaltend sein. Heute werden wir in Bundesbern als starke politische und wirtschaftliche Kraft wahrgenommen.
Bereuen Sie, dass Sie, wie es Ihr Nachfolger sagt, in den letzten Jahren oft zu laut und zu bissig waren?
Nein, ich bereue es nicht, weil ich glaube, dass wir so etwas für die Gastrobranche erreicht haben. Die, die gesagt haben, ich solle die Schnauze halten, waren in der Minderheit.
Die, die mich kennen, wissen, dass ich kein Polterer bin.
Einem breiten Publikum wurden Sie während der Corona-Pandemie als hartnäckiger Kämpfer für die Interessen des Gastgewerbes bekannt. Bis der damalige Gesundheitsminister Alain Berset Sie mahnte, sich etwas zurückzunehmen. Würden Sie alles wieder genauso machen?
Die, die mich kennen, wissen, dass ich kein Polterer bin. Natürlich hat Bundesrat Berset an mir keine Freude gehabt, weil ich in dieser Zeit sein Gegner war. Ich habe mich damals für akzeptable und verständliche Massnahmen eingesetzt. Das hat es gebraucht – der Druck ist gut gewesen.
Wieso interessieren sich junge Lernende immer weniger für die Gastrobranche?
In den letzten Jahren haben wir eine zunehmende Akademisierung erlebt. Immer mehr Lehrer, Eltern und Berufsberater sind der Meinung, dass junge Leute ins Gymnasium gehen und danach studieren müssen. Aber so funktioniert die Welt nicht. Fast alle gewerblichen Branchen haben das Problem, dass es weniger junge Leute gibt, die eine Berufslehre machen. Diese müssen wir abholen, und ich glaube, das können wir mit einer so abwechslungsreichen Branche wie der unseren.
Was muss die Branche machen, um den Fachkräftemangel in den Griff zu kriegen?
Es gibt kein Patentrezept. In der Schweiz gibt es rund 30'000 Gastronomie- und Hotelbetriebe, die alle ein bisschen anders funktionieren. Es gibt keine einheitliche Lösung für den Foodtruck oder das Fünfsternehotel. Jeder Unternehmer muss für seinen Betrieb einen Weg finden, der es so attraktiv wie möglich macht, dort zu arbeiten.
Das Gespräch führte David Karasek.