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WEF 2016 «Wir werden ärmer, wenn wir nicht in Kunst investieren»

Wenn Kunst die Grenzen zwischen Realität und Virtualität umspielt, trifft sie das Thema des WEF - die Industrialisierung 4.0 - in seinem Kern. Doch nicht nur das Verhältnis von Kunst und Technik interessiert in Davos. Sondern auch die Beziehung von Werk und Markt, wie Lynette Wallworth betont.

Lynette Wallworth ist eine australische Kunstschaffende, die mit interaktiven Technologien arbeitet. Konkret hat die Australierin Berühmtheit erlangt durch immersive Installationen – Filme, die eine aktive Beteiligung am Kunstwerk verlangen. Eine Bewegung im Raum, das Handling von Dingen oder die Erzeugung von Schnittstellen mittels Berührung. Wallworth hat ihre Installationen in Australien, Neuseeland und Europa ausgestellt. Und sie rückt dieser Tage auch das WEF in ein multilateral schöpferisches Licht.

SRF News: Ihre Kunst erscheint unter dem Titel «Virtual Reality». Das klingt en vogue. Aber was bedeutet das?

Lynette Wallworth: Virtuelle Realität ist eine mächtige immersive Technologie. Sie platziert den Betrachter im Film. Mit anderen Worten: Sie vergegenwärtigt ihm das, was ihm ansonsten auf dem TV-Bildschirm vermittelt wird. Sie kann also die Distanz zwischen Virtualität und Realität überwinden.

Wenn wir einmal nur noch wiederholbare Muster sind, wird unser Geist gelangweilt sein.
Autor: Lynette Wallworth Video-Künstlerin

Wozu kann und soll das gut sein?

Ich habe mit Themen gearbeitet, die mit Korallenriffen und Klimawandel zu tun hatten, sowie mit politischen Flüchtlingen. Die aktuelle Arbeit fokussiert auf Landrecht und Rechten von indigenen Völkern. Obwohl der Betrachter von Kunst Subjekt ist, fühlt er sich von all diesen Themen gemeinhin nicht angesprochen und wird nicht fragen: Was kann ich tun? Virtuelle Realität nun verändert die Perspektive, indem sie Erfahrung persönlich macht. Seit 15 Jahren versuche ich, den Betrachter im Werk zu verorten. Es ist der einzige Weg, die Empfindung auszuschalten, dass das Geschaute nicht jemandes Problem sei.

Wenn sich alle Kunst nach ihrem Vorbild technologisierte, müsste man da nicht fürchten, dass Schöpfung zur Industrie verkäme? Dass sie zweckdienlich reduplizierte, statt originell zu sein?

Lynette Wallworth

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Die australische Künstlerin lotet die Beziehung des Menschen zu seiner natürlichen, kulturellen und technologischen Umwelt aus, indem sie ihn via Videoinstallationen in virtuelle Realitäten taucht. Damit der Mensch sich selbst und die Welt, in der er lebt, besser versteht, nutzt sie jeweils jüngste Technologien.

Diese Angst teile ich nicht. Denn der Mensch gedeiht aufgrund von Diversität. Diverses Denken ist das, was uns menschlich macht. Wenn wir einmal nur noch wiederholbare Muster sind, wird unser Geist gelangweilt sein.

Der Kontext, in dem sie ihre Kunst zeigen, ist ein wirtschaftlicher. Wie bewerten Sie die Beziehung zwischen Ökonomie und Kunst?

Wenn man davon ausgeht, dass immersive Kunst Perspektiven verändern kann, beeinflusst sie Kultur im Generellen, inklusive Ökonomie. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass die Wirtschaftlichkeit das einzige Mass ist, das es wert ist zu befolgen.

Also sollen wir in Kunst investieren oder nicht? In einer Zeit, in der Ressourcen für diverse andere Probleme gebraucht werden könnten?

Ich glaube, wir machen uns ärmer in verschiedener Hinsicht, wenn wir nicht in Kunst investieren. Wir können dann vielleicht unser Geld schützen, aber wir würden uns zu ärmeren Menschen machen.

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