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WEF 2023 Ist die Globalisierung am Ende?

  • Das WEF läuft unter dem Motto Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt.
  • Ob die Globalisierung in einer gespaltenen Welt weiter bestehen kann, oder ob man schon von De-Globalisierung sprechen muss, ist in Davos ein viel diskutiertes Thema unter Ökonomen, Historikern und Politikern.
  • Als Beispiele für De-Globalisierung wird die Abschottung von Märkten erwähnt, etwa der «Chip-Krieg» zwischen den USA und China.

Löst sich die Bande, welche die Weltwirtschaft seit Jahren zusammenhält – die globale wirtschaftlich, politische und kulturelle Verflechtung – gerade auf? Am Dienstag hat diese am WEF für Diskussionsstoff gesorgt.

Handelskrieg als Ursache

Laut dem britischen Wirtschaftshistoriker Adam Tooze sprechen zwei Gründe für eine De-Globalisierung. Zum einen wären bestimmte Branchen wie die Autoindustrie bereits derart international ausgerichtet, dass noch mehr Globalisierung kaum möglich sei. Und zum anderen würde der zunehmende Handelskrieg zwischen den USA und China die Globalisierung stoppen. Er spricht sogar von einer De-Globalisierung. Als Beispiel nennt er den «Chip-Krieg» der beiden Ländern. Die USA wollen wieder eine eigene Chipproduktion im Land aufbauen, um sich von China unabhängiger zu machen.

Ngaire Woods, Wirtschaftsprofessorin der Universität Oxford, widerspricht Tooze. Der Chip-Krieg sei keine direkte Ursache für die De-Globalisierung. Sie sieht die Gründe für den Wandel der Weltwirtschaft viel mehr in den drei Pfeilern der Globalisierung:

  • Der soziale Aspekt: Globalisierung brauche die Zustimmung der Menschen. Diese habe aber drastisch abgenommen.
  • Der politische Aspekt: Globalisierung brauche eine Führung, die in der Lage sei, Regeln festzusetzen und diese durchzusetzen. Diese sei derzeit nicht vorhanden.
  • Der unternehmerische Aspekt: Globalisierung brauche ein Gleichgewicht zwischen Freiheit und Verantwortung für Firmen. Auch diese würden schwinden.
Video
Laut Ngaire Woods zerfallen die drei Pfeiler der Globalisierung
Aus News-Clip vom 17.01.2023.
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De-Globalisierung ist eine Illusion

Der britische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson hingegen will nichts wissen von einer De-Globalisierung. «Das ist alles eine Fata Morgana, hier findet keine grosse De-Globalisierung statt», sagt er. Wenn man sich die Daten anschaue, könne keine De-Globalisierung festgestellt werden.

Video
Niall Ferguson: Die De-Globalisierung ist eine Illusion
Aus News-Clip vom 17.01.2023.
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Als Beispiel nennt er den Ukraine-Krieg. Durch den gewaltigen Schock wäre zwar anzunehmen, dass sich der Handel zwischen Russland und Europa enorm reduziert habe. Tatsächlich sei dieser in Euro ausgedrückt aber gestiegen, da die Preise der russischen Waren gestiegen seien.

Neuer Kalter Krieg

Einig sind sich die Expertin und Experten darin, dass sich durch den Handelskrieg zwei Pole herausbilden: die USA und China. Sie bezeichnen dies als neuen kalten Krieg.

Laut Ferguson könnte dieser auch ein «heisser Krieg werden». China werde alles in seiner Macht Stehende tun, um seine Führungsposition zu schützen, sagt der Wirtschaftshistoriker: «Eine Wachstumsrate von drei Prozent, wie sie im letzten Jahr verzeichnet wurde, reicht für die Stabilität dieses Regimes nicht aus. Sie werden alles nötige tun, um eine weitere Eindämmung zu vermeiden. Das wird aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung aber schwer sein.»

Video
Schweiz will im UNO-Sicherheitsrat für Multilateralismus kämpfen
Aus Tagesschau vom 17.01.2023.
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Tagesschau, 17.01.2023, 12:45 Uhr ; 

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