Zum Inhalt springen

WEF in Davos ohne Trump Der grosse Abwesende ist das grosse Thema

Die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump dürfte das dominierende Thema am WEF sein. Er selbst wird nur eine Online-Ansprache halten.

Trump dominiert die wirtschaftliche Agenda: Egal, wie gross und wie prominent die US-Delegation in Davos diesmal sein wird. Ein zentrales Thema des WEF ist aus wirtschaftlicher Sicht Trump 2.0. Denn gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit – die am Montag zeitgleich mit dem WEF startet – will Trump neue Realitäten schaffen, etwa durch hohe Zollmauern gegenüber China und anderen wichtigen Handelspartnern. Das hat weitreichende Folgen für die Menschen in den USA und dem Rest der Welt. Trump gibt von Anfang an viel zu reden am WEF, auch wenn er nur online zugeschaltet werden soll im zweiten Teil der Woche.

Zittern vor hohen Handelsbarrieren: Trumps Vorliebe für hohe Importzölle macht vielen Ökonominnen und Handelsdiplomaten Bauchschmerzen. Gerade auch für die kleine Exportnation Schweiz ist es nicht gut, wenn der Zutritt zum grossen US-Absatzmarkt erschwert wird. Und fast noch schlimmer ist die Unsicherheit darüber, was punkto Zölle unter Trumps Ägide tatsächlich gelten wird. Denn Handelszölle anzukündigen und diese wirksam durchzusetzen, sind zwei paar Schuhe. Mit gutem Grund hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, in der «Financial Times» davor gewarnt, dass das weltweite Wirtschaftswachstum unter dieser handelspolitischen Unsicherheit leiden könnte.

Personen in Geschäftsanzügen gehen zusammen in einem Gebäude.
Legende: Donald Trump war das letzte Mal 2020 am WEF. Donald Trump, seine Tochter Ivanka und deren Gatte, Jared Kushner, machten dem World Economic Forum (WEF) vor fünf Jahren ihre Aufwartung. Keystone

Mehr Geld für die Verteidigung: Provoziert hat der designierte US-Präsident auch mit seiner Forderung, die übrigen Mitgliedsstaaten der Verteidigungsallianz Nato müssten viel mehr Geld als bislang für die Rüstung ausgeben. Fünf Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung hält Trump neuerdings für angemessen. Das aktuelle Nato-Ziel heisst mindestens zwei Prozent. Für die Rüstungsindustrie wären zusätzliche Aufträge eine gute Nachricht. Aber die Staatsfinanzen würde es weiter strapazieren, wenn die Nato-Länder deutlich mehr fürs Militär ausgeben müssten. Viele Länder hätten wohl höhere Defizite und müssten sich noch stärker verschulden.

Furcht vor mehr Inflation und höheren Zinsen: Höhere Staatsschulden könnten die Zinsen nach oben treiben. Dies ist eine weitere Sorge aus wirtschaftlicher Sicht. Apropos Zinserhöhungen: Sie könnten auch nötig werden, um die Inflation in Schach zu halten. Zwar ist international die jüngste Teuerungswelle überstanden und die Notenbanken können ihre Leitzinsen wieder senken. Doch es ist ungewiss, ob das so bleibt. Bereits gibt es an den Finanzmärkten Warnungen: Die Inflation könne wieder aufflammen, nicht zuletzt wegen Trumps Hochzollplänen. Wenn Importe in die USA mit zusätzlichen Zöllen belegt werden, geben die Firmen die Mehrkosten an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter. Die Folge wären höhere Preise für alle.

Schwarzmalen unbeliebt: Am WEF werden die Teilnehmenden aber nicht nur über die wirtschaftlichen Risiken wegen Trump 2.0 sprechen. Viele Podien sind Zukunftsthemen gewidmet – wie Künstliche Intelligenz oder nachhaltige Energieversorgung. Darin sehen zumindest die Veranstalter Chancen für die Wirtschaft: Darum lautet das offizielle Motto des WEF diesmal «Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter». Die Rolle von Wissen und Technologie stünde im Fokus, heisst es. Vielleicht gelingt es dem WEF tatsächlich, bei der angereisten Wirtschafts- und Politprominenz eine positive Stimmung zu erzeugen. Unabhängig davon, welche Töne Trump bei seiner Inauguration anschlagen wird.

SRF3 Wirtschaft, 14.1.2025, 17:50 Uhr

Meistgelesene Artikel