Die Nachfrage nach Erdöl geht zurück: Aufgrund der Corona-Pandemie wird weltweit weniger Öl verbraucht. Es wird erwartet, dass die globale Nachfrage nach Öl im April beim täglichen Verbrauch um rund ein Drittel zurückgeht. Bereits ist der Preis in den letzten Tagen auf den tiefsten Stand seit 2002 gesunken. Zwar hat er sich in den USA am Donnerstag wieder etwas aufgefangen, aber ein Fass Öl kostet immer noch weniger als die Hälfte verglichen mit Ende 2019. Das hat Auswirkungen auf die ganze Weltwirtschaft.
Erdölfördernde Staaten treffen sich: Jetzt beruft die Opec inklusive der Länder von Opec+ für kommenden Montag ein Treffen ein. Die Zusammenkunft war von Saudi-Arabien gefordert worden. Das Ziel sei, die «erwünschte Balance der Ölmärkte mit einer fairen Vereinbarung» wiederherzustellen, teilte das Land gemäss Nachrichtenagenturen mit. Ziel dürfte eine koordinierte Reduzierung der Fördermenge sein.
Im Hintergrund schwelt ein Streit: Bislang wollte Russland die Fördermenge trotz Rückgang der Nachfrage nicht drosseln. Russland und Saudi-Arabien streiten deshalb seit Längerem über die Ölfördermengen. Saudi-Arabien ist faktisch der Anführer der Opec. Erst am Donnerstag hatte US-Präsident Donald Trump per Twitter angedeutet, dank seiner Vermittlung hätten Russland und Saudi-Arabien Förderkürzungen beschlossen. Daraufhin erholte sich der Ölpreis zwischenzeitlich etwas.
Allerdings dementierten die Russen Trumps Tweet und auch Saudi-Arabien bestätigte die Meldung nicht. Saudi-Arabien gab aber an, dass Trump mit Kronprinz Mohammed Bin-Salman telefoniert hatte. Die von Trump verkündeten Kürzungen hätten nur Russlands und Saudi-Arabiens Fördermenge betroffen, nicht aber die der USA.
Wenn die Ölgesellschaft dem Staat gehört: «Unter dieser Krise werden die Ölgesellschaften leiden, vor allem die Länder mit nationalen Ölgesellschaften, mit Staatsunternehmen», sagt Christoph Rühl, ehemaliger Chefökonom von BP, im Gespräch mit SRF. Er forscht heute in Harvard. Das betreffe Länder des Mittleren Ostens, Afrikas und Länder der ehemaligen Sowjetunion. Sie müssten gewaltige Einbussen verzeichnen, da sich ihre Staatsfinanzen hauptsächlich aus Rohstoffeinnahmen zusammensetzen.
US-Ökonomen machen sich grosse Sorgen: An der US-Börse ist die Sorge vor steigenden Konkursen von Ölfirmen gross, wie SRF-Börsenspezialistin Sabrina Kessler sagt. Viele Ölkonzerne haben mit Krediten der Banken ihr Wachstum finanziert. So wurden die USA in den letzten Jahren zur Öl-Grossmacht. Allerdings sind in den letzten fünf Jahren auch mehr als 200 Ölfirmen in den USA bankrottgegangen, wie Kessler sagt. Die Banken hätten damit Kredite von mindestens 100 Milliarden Dollar verloren.
Der Sonderfall Fracking: Die Schieferölförderer in den USA leiden besonders stark unter dem niedrigen Ölpreis, weil sie Experten zufolge wegen des aufwendigen Fracking-Verfahrens erst ab einem Preis von etwa 50 Dollar profitabel arbeiten. Mit Whiting musste ein grosser Schieferölförderer bereits Gläubigerschutz beantragen, wie Nachrichtenagenturen berichten.