Was ist passiert? Wenn Konsumentinnen ein neues Smartphone kaufen, dann haben sie keine Wahl: Viele Apps sind vorinstalliert. Und wer googelt, der findet zuerst einmal Produkte von Google selber. Das möchte die EU-Kommission jetzt ändern. Konsumenten und Firmen seien zu abhängig von einigen wenigen Technologieriesen. Das sei schlecht für die Konkurrenz und teuer für die Konsumierenden.
Die EU-Kommission hat heute eine Liste veröffentlicht, die es in sich hat: Alle Unternehmen, die dort draufstehen, fallen unter die neue Regulierung des sogenannten Digital Markets Act. Die EU hat sogenannte Gate-Keeper bestimmt. Firmen, die so gross sind, dass man nicht um sie herumkommt, wenn man digital wirtschaftet. Sechs Tech-Konzerne sind auf dem Radar: Alphabet beziehungsweise Google, Microsoft, Amazon, Apple, Meta beziehungsweise Facebook und die Tiktok-Betreiberin Bytedance.
Wie wird die Marktmacht der Technologieriesen eingeschränkt?
- Apple zum Beispiel muss seine Smartphones für die App-Stores der Konkurrenz öffnen.
- Google darf in den Suchresultaten und auf Google Maps seine eigenen Produkte nicht mehr bevorzugen.
- Das gilt auch für Amazon; der Tech-Konzern muss aufhören, Daten der Konkurrenz auszuwerten, um eigene Produkte zu bevorzugen.
- Facebook darf nicht plattformübergreifend Daten sammeln, um noch gezielter personalisierte Werbung zu schalten.
Was passiert, wenn sich Google und Co. nicht an die neuen Regeln halten? Die grossen Tech-Konzerne haben jetzt ein halbes Jahr lang Zeit, die neuen Regeln umzusetzen. Bei Verstössen drohen saftige Bussen von 10 bis 20 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Im Falle von Google sind das zum Beispiel bis zu 56 Milliarden Euro. Das entspricht in etwa dem Jahresgewinn, das steckt selbst ein Online-Gigant wie Google nicht leicht weg.
Wie wehren sich die grossen Tech-Konzerne? Die EU rechnet mit einer regelrechten Welle an Klagen. Einige Tech-Konzerne kämpfen für Ausnahmen und möchten zumindest teilweise wieder von der gefürchteten Liste verschwinden. Und die Tech-Konzerne argumentieren, dass die neue Regulierung der Privatsphäre und der Sicherheit der Nutzerinnen und Nutzer schade und das geistige Eigentum der Tech-Konzerne untergrabe.
Die Chancen, sich juristisch gegen die EU durchzusetzen, stehen aber nicht sehr hoch. Und ein halbes Jahr ist sowieso nicht viel Zeit. Die Big Tech tun also gut daran, sich so oder so vorzubereiten, auf März nächsten Jahres; denn ab dann gelten die neuen Regeln, unabhängig vom Stand der juristischen Prozesse.
Was heisst das für uns in der Schweiz? Ob auch Schweizerinnen und Schweizer von den neuen EU-Regeln profitieren, ist noch nicht klar. Denn die neue Regulierung betrifft nur das Gebiet der Europäischen Union. Oft ist es aber so, dass die grossen Tech-Konzerne die Schweiz als Teil des europäischen Markts sehen und sich in der Schweiz entsprechend anpassen. Ab nächstem Jahr könnte es also auch in der Schweiz so weit sein, dass Google seine eigenen Produkte bei der Suche nicht mehr favorisiert oder Apple-Nutzende auf den Smartphones die Apps dort kaufen können, wo sie möchten. Vielleicht sogar zu einem tieferen Preis.