Sika verkauft rund um den Globus spezielle Mörtel- und Beton-Zusätze für Tunnels, Staumauern oder Hochhäuser, auch Folien, Klebstoffe oder Schallschutz-Teile für Autos. Die Konjunktur brummt, das Geschäft läuft entsprechend gut.
Noch vor einem Jahr stand die Sika-Führung mitten in einem wüsten Steit mit der Gründerfamilie. Diese hatte den Baustoffkonzern an den französischen Konkurrenten Saint-Gobain verkaufen wollen. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung hatten sich heftigst gegen diese Übernahme gewehrt, gingen gegen die eigenen Besitzer vor Gericht.
Vergleich kostete viel Geld
Nach jahrelangem Kampf setzte sich die Sika-Führung im vergangenen Frühling durch und stoppte den Verkauf. Der aussergerichtliche Vergleich kostete das Unternehmen allerdings viel Geld: «Wir haben von der Familie zwei Milliarden Franken Aktien abgekauft und vernichtet. Die wahren Kosten des Übernahmekampfes sind mit ungefähr 24 Millionen zu sehen», so Sika-Chef Paul Schuler.
All die Aufwendungen konnte der Konzern begleichen, weil die Geschäfte gut liefen. Geschäftsleitung und Verwaltungsrat wollten so auch unter Beweis stellen, dass sie das Unternehmen unabhängig führen können. Durch mehrere Zukäufe wollten sie als ehemaliges «Fast-Übernahme-Opfer» verhindern, erneut zum Übernahme-Kandidaten zu werden.
Nun plant der Konzern einen Grosseinkauf: Sika will den französischen Konzern Parex übernehmen, einen weltweit tätigen Spezialisten für Mörtel und Fassadenbau. Bis im Herbst soll der Kauf besiegelt sein, sagt Sika-Chef Schuler. Die Führung, aber auch die Belegschaft von Parex hätten sich vor wenigen Tagen für den Zusammenschluss ausgesprochen. Das sei ihm wichtig: Denn der Streit, den er mit Saint-Gobain ausgefochten habe, solle sich bei Parex nicht wiederholen: «Wir wollen zusammen wachsen und eine Zukunft bieten.»
Doch diese Übernahme ist ein grosser Brocken: 2.5 Milliarden Franken will Sika für Parex zahlen. Rund eine Milliarde hat der Schweizer Konzern auf der hohen Kante, der Rest soll via Übergangskredit gedeckt werden. Kurz nach dem millionenschweren Abwehr-Kampf ein riskantes Geschäft. Sika-Chef Schuler glaubt aber nicht, dass er sich an diesem Brocken verschlucken könnte: «Wenn Sie unsere Bilanz anschauen, wie viel Geld wir jährlich flüssig verdienen, ist das verkraftbar.»
Der nächste Happen lockt
Mit der Folge, dass Sika künftig zum Beispiel im Mörtelgeschäft ähnlich gross ist wie der einstige Gegner Saint-Gobain. Und: der nächste Happen lockt. Der deutsche Chemie-Riese BASF will seine Bauchemie-Sparte abstossen. Der Sika-Chef winkt ab – vorderhand: «Dann hätten wir zusammen auf vielen Märkten 50 bis 70 Prozent Marktanteil. Das würde eine Übernahmekommission nicht zulassen. Zuerst machen wir unsere Aufgabe mit Parex. Dann sehen wir, was die Zukunft bringt.»
Sika will den anstehenden Kauf der französischen Parex mit Einnahmen finanzieren – ob diese weiter so üppig fliessen, ist offen. Denn die Anzeichen mehren sich, dass sich die Konjunktur abschwächen könnte. Es gibt Unsicherheiten rund um den Brexit, schwelende Handels-Streitigkeiten. Schuler gibt sich optimistisch: Man habe auch schon frühere Krisen überstanden. Und die Anleger scheinen ihm Recht zu geben. Die Aktie ist heute – in einem grundsätzlich freundlichen Handelsumfeld – um 4 Prozent gestiegen.