Der Jobmarkt verändert sich. Randstad-Chef Sander van 't Noordende erklärt am Weltwirtschaftsforum in Davos, wie Arbeitnehmende erfolgreich bleiben.
SRF News: Wegen des Fachkräftemangels haben die Arbeitnehmenden die Nase vorn im Arbeitsmarkt. Was ist den Leuten wichtig an einem Job?
Sander van ‘t Noordende: Flexible Arbeit und die Frage, wo die Leute arbeiten, wann und wie sie arbeiten, steht ganz, ganz oben auf der Liste mit den Forderungen. In unserer Umfrage, dem Workmonitor, gab die Hälfte der Befragten an, dass sie kündigen wollen, wenn sie nicht flexibel arbeiten können (siehe Box).
Wichtig ist den Menschen auch das Gefühl der Zugehörigkeit.
Kann man es heute, da alles teurer wird, noch riskieren, arbeitslos zu werden?
Die Arbeitslosigkeit, insbesondere auch in der Schweiz, ist immer noch sehr niedrig. Klar wird der Arbeitsmarkt ein wenig schwieriger und die Sorge um den Job nimmt zu. Der Arbeitskräftemangel wird aber nicht so schnell verschwinden. Und Talentknappheit wird es immer geben.
Was bedeutet das für die Unternehmen?
Die Arbeitgeber müssen noch einmal einen Zahn zulegen. Nicht nur, was flexibles Arbeiten betrifft. Wichtig ist den Menschen auch das Gefühl der Zugehörigkeit. Sie wollen ihre Geschichte mit zur Arbeit bringen und nicht an der Türe zurücklassen. Sie wollen an der Kaffeemaschine über ihre Familie und ihr Leben sprechen. Die Atmosphäre am Arbeitsplatz ist so entscheidend. Und auch das Gehalt muss marktkonform sein.
Die steigenden Lebenshaltungskosten belasten Arbeitnehmende und Arbeitgeber. Erstere fordern höhere Löhne, zweite wollen Kosten senken. Wie geht das zusammen?
Das ist eine Herausforderung. Wir haben in unserer Umfrage gesehen, dass Angestellte von ihren Arbeitgebern Unterstützung bekommen, in Form eines kleinen Zuschusses für die Stromrechnung beispielsweise. Oder der Arbeitgeber organisiert Fahrgemeinschaften, um die Kosten für Arbeitnehmende zu senken.
Die jüngeren Generationen sind stärker betroffen, weil sie am Anfang ihrer Karriere stehen.
Welche Generation von Arbeitnehmenden ist von dieser Krise bei den Lebenshaltungskosten am meisten betroffen?
Die jüngeren Generationen sind stärker betroffen, weil sie am Anfang ihrer Karriere stehen. Sie sind noch nicht so sesshaft. Vielleicht haben sie noch kein eigenes Zuhause. Wir sehen in den Umfragen, dass vor allem die Generation Z, also die 18- bis 24-Jährigen, eher dazu neigen, einen Zweitjob anzunehmen oder mehr zu arbeiten, um einen besser bezahlten Job zu finden.
Die fortschreitende Digitalisierung wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Welche Fähigkeiten sind gefragt, um im Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein?
Die wichtigste Fähigkeit, die man braucht, ist Neugierde und der Wunsch, sich zu verändern und zu lernen. Und dann hängt es von der Rolle, dem Job und dem Bereich ab, in dem man tätig ist, welche Fähigkeiten das sind. Aber man muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln.
Das Gespräch führte Andi Lüscher.