Sparen wird teuer! Die Zürcher Kantonalbank bürdet immer mehr wohlhabenden Sparern Negativzinsen auf. Sie hat die Schwellen für Negativzinsen tendenziell gesenkt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. In einem Fall seien schon ab einem Betrag von 100'000 Franken Negativzinsen angekündigt worden, so die Zeitung.
Allerdings bedeutet das nicht, dass generell Kunden mit 100’000 Franken bei der ZKB Negativzinsen bezahlen müssen. Wo die Schwelle liegt, legt die Bank aufgrund der individuellen Kundenbeziehung fest. Die Leiterin der SRF-Wirtschaftsredaktion-Radio, Eveline Kobler, erklärt die Details.
SRF News: Sind nun auch die gewöhnlichen Sparerinnen und Sparer von den Negativzinsen betroffen?
Eveline Kobler: Wie viel Geld hat ein gewöhnlicher Sparer oder eine gewöhnliche Sparerin auf dem Konto? Die Banken setzen die Schwellen verschieden an.
Die grosse Masse der Bankkunden ist noch nicht betroffen von Negativzinsen.
Die ZKB beispielsweise setzt die Schwelle bei einigen Kunden bei hunderttausend Franken aufwärts an, bei anderen ist sie höher. Das heisst, die grosse Masse der Bankkunden ist noch nicht betroffen. Bisher haben die Banken, um mit dem Druck umzugehen, die Gebühren vor allem schleichend-verdeckt erhöht. Plötzlich haben sie Geld für die Kontoführung und für den Bargeldbezug am Schalter verlangt.
Die Raiffeisen Bank Schweiz empfiehlt ihren Niederlassungen, sie sollen von Privatkunden keine Negativzinsen verlangen. Die einzelnen Geschäftsstellen können aber machen, was sie wollen. Wie geht das zusammen?
Das ist ein Spezialfall. Die Zentrale in St. Gallen hat da keine Weisungsbefugnis. Die 229 Genossenschaftsbanken der Raiffeisen-Gruppe sind relativ eigenständig, sie entscheiden selber, wie sie mit den Negativzinsen umgehen wollen. Die Zurückhaltung dieser Bank erklärt sich damit, dass sie überdurchschnittlich viele Kleinsparer anstelle von Grossvermögenden hat. Das kann auch erklären, warum sie noch keine Negativzinsen verrechnen möchte. Denn Kleinsparer sind auch bei den anderen Banken nicht betroffen.
Kann ein Bankkunde Negativzinsen umgehen, wenn er sein Geld auf mehrere Konten verteilt?
Grundsätzlich ja. Das kann man sich als Kunde überlegen. Es kommt drauf an, wie viel Gesamtvermögen man hat. Es hängt auch davon ab, wie stark die Schwelle bei den anderen Banken noch sinkt. Wenn immer mehr Banken eine Schwelle haben, wird das Ausweichen schwieriger.
Rechnen Sie damit, dass weitere Banken nachziehen und Negativzinsen für Privatkunden erheben?
Ja, das ist ein schleichender Prozess, und er läuft auch schon lange. Immer mehr Banken legen überhaupt eine Schwelle fest.
Je mehr Banken Negativzinsen erheben, desto kleiner ist die Gefahr, dass die Kunden abspringen.
Und immer mehr Banken senken sie. Die Postfinance und die Bündner Kantonalbank beispielsweise setzen sie bei einigen Kunden bei 250'000 Franken an, die ZKB teilweise bei 100’000 Franken. Auch die Hemmschwelle, die unbeliebten Negativzinsen an die Kunden weiterzureichen, sinkt. Man könnte sagen, die Negativzinsen kommen allmählich im Mittelstand an.
Gleichzeitig zeigt eine Umfrage, dass die meisten Kunden ihr Geld ganz oder teilweise abziehen würden, wenn sie Negativzinsen bezahlen müssten. Lohnt es sich denn für die Banken?
Für die Banken ist es eine Möglichkeit, mit dem Druck umzugehen. Die Gebühren haben sie schon erhöht, aber die Negativzinsen bleiben länger in Kraft, wie man den Äusserungen der Nationalbank und dem internationalen Zinsumfeld entnehmen kann. Die Banken müssen dem Druck noch länger standhalten. Und je mehr Banken Negativzinsen erheben, desto kleiner ist die Gefahr, dass die Kunden abspringen.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.