Es gehört zum Geschäft, dass Manager an Bilanzmedienkonferenzen das vergangene Geschäftsjahr ins beste Licht rücken und die Zukunft rosig beschreiben. Da ist der abtretende Chef von BP, Bob Dudley, keine Ausnahme: «Kurz gesagt, wir sind gut aufgestellt für die Zukunft.»
Der aktuelle Gewinneinbruch hat laut BP mit den derzeit tiefen Öl- und Gaspreisen zu tun. Diese werden wieder steigen im laufenden Jahr, gibt sich die BP-Spitze überzeugt und damit werde das Geschäft mit Öl und Gas auch wieder mehr abwerfen.
Geschäftsmodell wird hinterfragt
Auffällig viele Finanzanalysten hinterfragen das Geschäftsmodell aber. Sie wollen zum Beispiel wissen, ob es denn noch zeitgemäss sei, immer nach neuen Öl- und Gasvorkommen zu forschen und diese auszubeuten. BP-Chef Bob Dudley sagt dazu: «BP ist in den letzten Jahren vorsichtiger geworden und hat die Öl- und Gas-Förderung leicht zurückgefahren. Aber BP wird auch weiterhin fossile Energieträger fördern.»
Gleichzeitig sei BP aber mitten im Wandel weg von einem Öl- hin zu einem Energiekonzern. Das Unternehmen investiert in Bio-Treibstoffe, in Photovoltaik-Anlagen, in Plastik-Recycling. Auf die Kritik, dies mache total nur drei Prozent der Investitionen von BP aus, betont Dudley, diese Zahlen täuschten. Die Bedeutung dieser neuen Geschäftsfelder werde mit jedem Tag grösser.
Umbau ist unausweichlich
Tatsächlich ist das Wenige, das BP unternimmt, im Vergleich mit anderen grossen Ölkonzernen recht viel. Nur die niederländisch-britische Shell und der französische Total-Konzern sind in Sachen erneuerbare Energien besser aufgestellt. US-amerikanische Konkurrenten wie Chevron und Exxon hinken weit hinten nach.
Bei allen Grossen in der Branche ist das Geschäft mit Öl und Gas also nach wie vor absolut dominant. Gleichzeitig sind sich viele bewusst, dass ein Umbau unausweichlich ist. Wie schnell dieser Umbau Sinn ergibt, ist aber Ansichtssache.
Steigt ein Unternehmen sehr rasch auf Sonne, Wind und Biomasse um, entgehen ihm eventuell Gewinne, was zumindest ein Teil der Aktionäre nicht goutieren könnte. Wartet das Unternehmen zu lange, riskiert es, plötzlich an Wert zu verlieren. Neue Studien zeigen, dass die grossen Ölmultis innert kurzer Zeit rund ein Drittel ihres Werts verlieren könnten.
Wie schnell reagiert die Politik?
Dann nämlich, wenn der CO2-Ausstoss dermassen verteuert würde, dass ein Grossteil der aktuellen Öl- und Gas-Reserven im Boden bleiben und wertlos würden. Das wiederum wäre nach Meinung der Wissenschaft nötig, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten.
Ob BP tatsächlich fit ist für die Zukunft, oder ob die Gewinne bald noch stärker einbrechen, hängt also zu einem grossen Teil davon ab, wie schnell und wie konsequent die Staaten die Ziele des Pariser Klimaabkommens angehen.