Nach zwei Jahren Coronaboom sind die Umsätze im Schweizer Detailhandel im Jahr 2022 wieder gesunken – und zwar um 2.5 Prozent. Dies geht aus einer Studie der Credit Suisse und des Beratungsunternehmens Fuhrer & Hotz hervor.
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Meret Mügeli, Ökonomin bei der Credit Suisse (CS) begründet dies mit einem Sättigungseffekt. «Die Konsumentinnen und Konsumenten haben sich während der Pandemie mit langlebigen Gütern eingedeckt.» Deshalb sei der Bedarf im vergangenen Jahr tiefer ausgefallen.
Ausserdem wurde wieder anderweitig Geld ausgegeben, etwa in der Gastronomie, für Reisen oder Kultur. Nach dem Lockdown ist das Bedürfnis also kleiner, sich etwas Neues oder Teures anzuschaffen.
Dieses Jahr geht’s wieder aufwärts
2023 dürfte aber wieder mehr eingekauft werden. So sagt die CS ein Plus von 2 Prozent voraus. Zwar werde sich das Wirtschaftswachstum deutlich verlangsamen, aber die Konsumentenstimmung sei weiterhin gut. Gestützt werde der Konsum in der Schweiz durch den «robusten Arbeitsmarkt und die Zuwanderung», so Mügeli.
Der Konsum in der Schweiz wird durch den robusten Arbeitsmarkt und die Zuwanderung gestützt.
Derweil bewegt sich der Einkaufstourismus schon fast wieder auf vor-Pandemie-Niveau. Eigentlich sollte er nun stark steigen, denn der Franken ist noch stärker geworden. Doch die Konsumentinnen schätzen das Inflationsniveau höher ein als den Währungsvorteil – was zwar nicht stimmt.
Dennoch ist die Lust aufs Einkaufen im Ausland etwas verhalten. Das hilft zwar den hiesigen Läden. Doch denen macht vor allem der Arbeitskräftemangel zu schaffen. In der Hälfte der Fälle, in denen Angestellte ihre Stelle kündigten, werde dies mit «unbefriedigenden Arbeitsbedingungen» begründet, so Mügeli von der CS.
Es fehlt qualifiziertes Personal
Neue Leute zu finden wird immer schwieriger, vor allem qualifizierte Arbeitskräfte mit Lehrabschluss sind rar. Ausserdem geht in den nächsten Jahren ein Fünftel der Angestellten im Detailhandel in Rente.
Die grösste Schwierigkeit ist derzeit, in Supermärkten Chefmetzger für die Theke zu finden.
Zwar verlagert die Digitalisierung Jobs in den Onlinebereich. Doch auf der klassischen Verkaufsfläche hat es immer noch mehr offene Stellen als Bewerberinnen und Bewerber. «Die grösste Schwierigkeit ist derzeit, in Supermärkten Chefmetzger für die Theke zu finden», sagt Martin Hotz vom Beratungsbüro Fuhrer & Hotz. Und dabei sei diese bediente Fleischtheke doch ein Profilierungsfaktor für jeden Supermarkt.
Wie die Branche auf den Personalmangel reagieren will, weiss sie noch nicht. Gemäss CS-Studie ist ihr aber bewusst, dass sie am Image arbeiten und bessere Arbeitszeitmodelle entwickeln muss.