Darum geht es: Der Preis für Kakao ist so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr. Grund für den Preisanstieg von rund 40 Prozent seit Jahresbeginn ist eine Knappheit an Kakaobohnen infolge schlechter Ernten im wichtigsten Anbaugebiet in Westafrika. So litten viele Kakaobauern in Ghana oder in der Elfenbeinküste letztes Jahr unter dem zunächst viel zu nassen und später viel zu heissen Wetter. Bis zu 80 Prozent ihrer Ernte ist verdorben.
Bauern profitieren kaum: «Wenn der Kakaopreis steigt, ist das zunächst eine gute Nachricht», sagt Kakao-Expertin Andrea Hüsser. Sie setzt sich beim «Good Chocolate Hub» mit Schokolade und Nachhaltigkeit auseinander. Derzeit sei der Kakaopreis so hoch, dass man glauben könnte, die Kakaobauernfamilien hätten deshalb ein existenzsicherndes Einkommen – «hätten», betont Hüsser. Denn der hohe Preis komme wegen der Ernteausfälle bei den Bauern in Westafrika nicht an.
Weltmarkt bestimmt Preis: Auf den ersten Blick wäre es gut für die Bäuerinnen und Bauern in Westafrika, wenn sich der Kakaopreis auf einem hohen Niveau stabilisieren würde. Dann könnten sie in Zukunft mit etwas mehr Geld für ihre Bohnen rechnen, sagt Hüsser. Allerdings geht sie davon aus, dass der Kakaopreis wieder sinken werde, wenn am Ende dieses Jahres allenfalls wieder mehr Kakaobohnen geerntet und damit das Angebot auf dem Weltmarkt wieder grösser werde. Hinzu kommt: Wenn der Weltmarktpreis für Kakaobohnen weiterhin hoch bleibt, würden manche Schokoladenhersteller wohl ihre Rezepturen ändern – und weniger Kakao verwenden. Das wiederum würde das Angebot auf dem Weltmarkt vergrössern und den Preis sinken lassen.
Entweder verkaufen die Bauern wenig Kakaobohnen zu hohen Preisen oder viele Kakaobohnen zu tiefen Preisen.
Bauern am kürzeren Hebel: Und selbst für jene Bauern, die jetzt Kakaobohnen zu verkaufen hätten, ist nicht sicher, ob sie diese zu den aktuell hohen Preisen auch tatsächlich loswerden. Denn: «Viele internationale Einkäufer warten derzeit zu mit dem Kauf von Kakaobohnen – und hoffen, dass die Preise bald wieder sinken», sagt Kakao-Spezialistin Hüsser. Deshalb fehle vielen Kakaobauern jetzt das Einkommen – selbst wenn sie Kakaobohnen zu verkaufen hätten.
Faire Schokolade: Kakaobauern sind also immer im Nachteil. «Entweder sie verkaufen wenig Kakaobohnen zu hohen Preisen oder viele Kakaobohnen zu tiefen Preisen», fasst Hüsser ihre Lage zusammen. Für einen Konsumenten, dem es wichtig ist, dass die Kakaobäuerinnen und -bauern einen fairen Preis für ihre Arbeit erhalten, ist es deshalb nicht einfach, die richtige Schokolade zu kaufen. Wolle man das tun, solle man darauf achten, dass auf der Schokolade angegeben sei, woher der Kakao stamme, wer ihn verarbeitet habe – also fermentiert und geröstet habe – und wer schliesslich die Schokolade hergestellt habe, betont Hüsser.
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