- Steigende Temperaturen aufgrund des Klimawandels bedrohen Schweizer Skigebiete in tiefen und mittleren Höhenlagen.
- Die natürliche Schneesicherheit nimmt dort am stärksten ab, gleichzeitig nehmen auch die Tage mit tiefen Temperaturen ab, die nötig wären, um eine dauerhafte und zuverlässige Beschneiung zu garantieren.
- Eine Allianz aus Schweiz Tourismus, Seilbahnen Schweiz und dem Verein Schweizer Tourismusmanager:innen beschäftigt sich mit Strategien zur Erhaltung der Wintersaison und der Weiterentwicklung ihrer Angebote.
Die Allianz will mit dem Projekt «Kompass Schnee» anhand wissenschaftlicher Daten Erkenntnisse dazu liefern, mit welchen natürlichen Schneemengen in Zukunft in verschiedenen Regionen und Höhenlagen zu rechnen ist. Dazu arbeitet sie mit dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und der ETH Zürich zusammen. Diese Erkenntnisse sollen unter anderem als Basis für die Verbesserung des Wintersportangebots dienen.
Nullgradgrenze erreicht Schweizer Bergstationen
Seit Messbeginn 1864 sind die Temperaturen im Winter um durchschnittlich 2.4 Grad angestiegen. Je nach weiterer Entwicklung des Klimas ist mit weiteren Temperaturveränderungen und folglich auch mit Verschiebungen der Nullgradgrenze zu rechnen. «Wir haben in den letzten etwa 50, 60 Jahren einen Anstieg der Nullgradgrenze von etwa 400 Meter in der Schweiz beobachtet. Und wir erwarten einen weiteren Anstieg der Schneefallgrenze von etwa 300 Metern», sagt ETH-Klimaforscher Reto Knutti.
Damit könnte die heutige Nullgradgrenze von rund 1'000 m.ü.M. bis 2050 einen Grossteil der Schweizer Bergstationen erreichen, welche schweizweit im Durchschnitt auf 1'666 m.ü.M. gelegen sind.
Drei erfolgversprechende Anpassungen
Wegen des zu erwartenden geringeren Schneeaufkommens beginnen die Mitglieder des «Kompass Schnee»-Projekts mit der Ausarbeitung von Alternativkonzepten.
Erstens, soll die Schneesicherheit auch für Schneesportregionen in niedrigen Lagen weiterhin möglichst lange durch den Winter garantiert werden. Dazu sollen Beschneiungssysteme wie Schneekanonen ausgebaut und Skigebiete nach oben verschoben werden. Der Pistenunterhalt soll verbessert und Pisten welche zu viel Beschneiung benötigen aufgegeben werden.
Zweitens, soll das Winterangebot mit Aktivitäten ohne grossen Schneebedarf erweitert werden. Dazu zählen etwa Winterwanderwege, Skitouren, Kulinarik, Wellness oder Events am Berg. Regionen, welche mittel- und langfristig mit vermehrten Schneerückgängen zu rechnen haben, sollen durch Kooperationen mit alpinen Skigebieten ein möglichst breites Angebot für Feriengäste bereitstellen können.
Niemand hat gesagt, wir verabschieden uns vom Winter.
Drittens, steht der Ausbau von Sommer- und Herbstangeboten im Zentrum. Die Berggebiete müssen versuchen, die Wertschöpfung vom Winter auch in die anderen Teile des Jahres zu verlagern. Damit soll die Abhängigkeit der Wintersaison verringert und neue Gäste angezogen werden.
In Zukunft ist mit deutlichen Unterschieden bei den Temperaturen und Schneemengen pro Jahr zu rechnen. Für Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz, ist es daher entscheidend, dass man sich weiterhin flexibel und resilient gegenüber Umweltfaktoren zeige: «Die Skigebiete bereiten sich vor. Niemand hat gesagt, wir verabschieden uns vom Winter.»