Gestern gab der US-Konzern General Electric (GE) den Abbau von bis zu 1300 Stellen in der Schweiz bekannt. Joseph Deiss hat sich seither noch nicht zu Wort gemeldet. Dies ist insofern erstaunlich, als der ehemalige Bundesrat gemäss Handelsregister seit November 2015 der offizielle Vorsitzende der Geschäftsleitung von GE Schweiz ist. Bekannt wurde bisher lediglich, dass Deiss am Mittwochvormittag beim Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann vorstellig wurde.
Vor seinem Engagement bei GE war Deiss Verwaltungsratspräsident bei Alstom Schweiz, dessen Energiegeschäft heute der GE gehört. Bei Amtsantritt 2012 zeigte er sich in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» zuversichtlich. Die französischen Kraftwerkbauer hätten ihm zugesichert, den Standort Schweiz weiter auszubauen.
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Deiss' Kampf um den Standort Schweiz
Deiss' Optimismus wurde allerdings bereits im April 2014 hart auf die Probe gestellt. Aufgrund der stark rückläufigen Nachfrage für thermische Kraftwerke und Turbinen, die Kernprodukte von Alstom, gab der französische Industriekonzern Pläne zum Verkauf seiner gesamten Energiesparte bekannt. Es folgte ein wochenlanger Übernahmekampf zwischen Siemens und GE. Bei einer Übernahme durch Siemens hätte eine Abwanderung der Schweizer Arbeitsplätze gedroht.
Deiss wollte dies gemäss Informationen der «Aargauer Zeitung» unbedingt verhindern und setzte sich für das Fortbestehen des Standorts Schweiz ein. Mit Erfolg: im November 2014 genehmigte die französische Regierung schliesslich den Verkauf des Energiegeschäfts von Alstom an GE.
Welche Rolle Deiss beim jüngsten Entlassungsentscheid der GE spielte, bleibt indessen unklar. Auch Fragen zur zukünftigen Funktion des ehemaligen CVP-Politikers bei GE bleiben offen. Für eine Stellungnahme war Deiss bisher nicht erreichbar.