Über anderthalb Stunden liess sich Apple-Chef Tim Cook am Montagabend Zeit, bis er an der Entwicklerkonferenz in San Francisco das berühmte «One more thing» auspackte. Diesmal ging es um Musik: «Apple Music» heisst der neue Dienst.
Dabei können alle Songs aus dem iTunes-Katalog über eine App auf den iPhone direkt abgespielt werden – ohne sie herunterladen und einzeln kaufen zu müssen. Der neue Musikdienst geht am 30. Juni an den Start.
Ab Herbst soll das Angebot auch Android-Nutzern zur Verfügung stehen. Für den neuen Service verlangt Apple eine monatliche Abogebühr von rund 10 Dollar. «Das ist ein ähnlicher Preis wie bei der Konkurrenz, beispielsweise bei Spotify», erklärt Guido Berger von der SRF-Digital-Redaktion.
Die App werde, ausgehend vom Musikgeschmack des Nutzers, Empfehlungen abgeben. Und auch prominente Musiker sollen ihren DJ-Mix präsentieren können. «Das war einer der Gründe, weshalb Apple vor einem Jahr die Firma Beats für drei Milliarden Dollar gekauft hat», so Berger. Denn gute Musik auszuwählen, gilt als Stärke jenes Unternehmens.
Modellwechsel: Streamen statt Kaufen
Apple setzte bisher auf den Verkauf von Songs zum Herunterladen. Dank iTunes ist der Konzern zum weltgrössten Musikverkäufer geworden – ein Milliardengeschäft. Doch der Trend ist klar: Die Nutzer schwenken zu Streaming-Diensten um und spielen die Musik direkt aus dem Internet ab. Die Downloads gehen zurück.
Experten trauen Apple zu, dem Geschäft mit dem Streaming von Musik einen entscheidenden Schub zu geben. Ende 2014 hatten alle Abo-Dienste weltweit gerade einmal 41 Millionen Kunden. Apple verfügt aber über rund 800 Millionen Nutzer, die ihre Kreditkartendaten hinterlegt haben. Sie sind es gewohnt, für Inhalte wie Musik zu zahlen. Das ist ein grosser Vorteil gegenüber der Konkurrenz, sagt Berger: «Die Hürde, ein Apple-Music-Abonnement zu lösen, ist somit viel kleiner.»
Apple geht auch unter die Radiomacher
Zu den weiteren Funktionen der App gehört das Internet-Radio «Beats One». Es soll in 100 Ländern verfügbar sein. Apple warb dafür bekannte Radio-DJs aus New York, Los Angeles und London ab. Unter ihnen ist DJ Zane Lowe von der britischen BBC.
Zudem soll «Apple Music» auch eine soziale Plattform werden, über die Fans ihren Lieblingskünstlern folgen und deren Fotos und Videos ansehen können. Etwas Ähnliches hatte Apple vor einigen Jahren schon mit dem Musik-Netzwerk «Ping» versucht. Dieses wurde später allerdings wegen Erfolglosigkeit wieder eingestellt.