Für Urs Rohner ist klar: Vom US-Senat zu einer Anhörung vorgeladen zu werden, das wünscht sich kein Spitzenbanker. «Das ist sicher aussergewöhnlich, vor einem solchen Ausschuss antraben zu müssen», sagt der CS-Präsident in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
Dennoch: Nicht hinzugehen, sei keine Option gewesen, so Rohner. Schliesslich wollte die Grossbank zwingend ihre Sicht der Dinge darlegen. «Es ist wichtig, sich für Fehlverhalten zu entschuldigen», sagt Rohner. Aber genau so wichtig sei es auch gewesen, die eigene Position zu erklären. «Und ich finde, das hat das Management sehr gut gemacht.»
«Kleine Anzahl fehlbarer Mitarbeiter»
Die Botschaft des Managements war eindeutig: Ja, es sind Fehler passiert. Ja, die Bank hat Amerikanern beim Steuerhinterziehen geholfen. Nein, die Chefs haben nichts davon gewusst. «Hätte es dafür zu irgendeinem Zeitpunkt irgendwelche Indikationen gegeben, dann wären wir ganz sicher eingeschritten», betont der CS-Präsident. Und fügt an: «Es war eine ganz kleine Anzahl von Mitarbeitern, die sich nicht an die Regeln gehalten haben.»
Urs Rohner war zur fraglichen Zeit noch Chefjurist der Credit Suisse. Auch er will nichts vom Fehlverhalten dieser Mitarbeiter gewusst haben. «Man fragt sich natürlich immer, ob man noch mehr hätte machen können», so Rohner. Allerdings habe es aufgrund der damals bestehenden Regeln für das Amerika-Geschäft, aufgrund der Grösse des Geschäfts oder dessen Entwicklung, keine Hinweise für ein Einschreiten gegeben.
Gab es falsche Anreize?
Warum aber hielten sich die betreffenden Kundenberater nicht an die Regeln? Gab es falsche Anreize? Er glaube das nicht, sagt Rohner. «Aber es ist sicher eine der Fragen, die wir jetzt prüfen müssen.»
Nach der herausfordernden Anhörung im US-Senat hält Urs Rohner quasi wie als kleiner Trost fest: Bald würden nicht mehr nur die Amerikaner Daten von ausländischen Banken eintreiben wollen – der Spiess werde sich drehen. Dann nämlich, wenn der automatische Informationsaustausch eingeführt werde.