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Wirtschaft «Die Alternativen wären viel schlimmer gewesen»

Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, hat mit dem Entscheid, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, alle überrascht. Jetzt spricht er zum ersten Mal über diesen Entscheid. Vor allem die neue Geldpolitik der Europäischen Zentralbank habe dazu geführt, sagt Jordan.

Am Donnerstag, 15. Januar 2015 um 10.30 Uhr stand die Schweizer Wirtschaft Kopf: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) meldete, dass sie den Euro-Mindestkurs aufgehoben habe. Seither ist alles anders: Erste Unternehmen bauen Stellen ab, der Bundesrat ermöglicht Kurzarbeit und Konjunkturforscher prognostizieren eine Rezession.

In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF bezieht SNB-Präsident Thomas Jordan erstmals seit Bekanntgabe Stellung zu dieser Entscheidung. «Wir hatten keine andere Wahl», sagt er im Interview mit SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler. Es habe eine massive Veränderung im wirtschaftlichen Umfeld gegeben. Vor allem die neue Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, viele Staatsanleihen zu kaufen, habe dem Euro-Mindestkurs das Genick gebrochen.

Insidergeschäfte verhindern

Die SNB hätte massiv intervenieren müssen, betont Thomas Jordan. Sie hätte mit einem Festzurren des Mindeskurses für rund 100 Milliarden Franken pro Monat intervenieren müssen. In sechs Monaten wären das 600 Milliarden Franken gewesen – einmal das ganze Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz. Auch den Zeitpunkt hält Jordan nach wie vor für richtig. «Turbulenzen hätte es jederzeit gegeben. An diesem Donnerstag waren die Märkte liquid. Dies schaffte faire Bedingungen für alle Marktteilnehmer.»

Audio
SNB-Chef Jordan «Wir hatten keine andere Wahl»
aus Samstagsrundschau vom 07.02.2015.
abspielen. Laufzeit 27 Minuten 58 Sekunden.

Die SNB habe ein klares Mandat, sagt Jordan. Man müsse die Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen. Was von ausserhalb auf die Schweiz treffe, könne man jedoch nicht beeinflussen. «Das müssen wir zur Kenntnis nehmen und reagieren.» Dass ein kleines Gremium von nur drei Personen über die Aufhebung des Mindestkurses entschieden hat, sieht Thomas Jordan als Vorteil. Man habe intensiv diskutiert und schnelle Entscheidungen getroffen.

Der Bundesrat wurde lediglich kurz vor der Verkündung über den Entscheid in Kenntnis gesetzt. Finanzgrössen wie die Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, oder der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gar nicht. Für Jordan ein legitimes Vorgehen: «Wenn man so einen Entscheid trifft, dürfen keien Infos vorher raus.» Denn wer über eine solche Information verfüge, könne unbegrenzt Gewinne erzielen am Markt. «Das ist uns gelungen – es hat keine Insidergeschäfte gegeben.» Im Nachhinein habe er mit diesen Persönlichkeiten gesprochen, betont der SNB-Präsident. Und alle hätten den Entscheid verstanden.

Alternativen noch viel schlimmer

Wie es jetzt mit dem Franken weitergeht, darüber kann auch der SNB-Chef nur spekulieren. So will sich Jordan auch nicht zu einer möglichen Rezession äussern. «Man muss abwarten, wo der Franken sich genau einpendelt, wie die Weltwirtschaft sich weiterentwickelt und wie man auf die neue Situation reagiert.» Das Wachstum dürfte sicher tiefer ausfallen als im Dezember progonostiziert, glaubt Jordan.

Wenn nötig, werde die Nationalbank auch wieder am Markt intervenieren. Der Franken sei im Moment deutlich überbewertet. Dies werde sich über die Zeit aber wieder korrigieren. Auch hofft Jordan, dass die eingeführten Negativzinsen helfen, den Franken wieder zu stabilisieren. Es sei mit den Negativzinsen nicht mehr attraktiv, Franken zu halten. «Investoren müssen sich überlegen, in eine andere Währung zu gehen. Dies würde den Druck auf den Franken verringern.»

Jordan hofft, dass der 15. Januar 2015 dereinst nicht als schwarzer Tag in den Geschichtsbüchern markiert sein wird. «Man soll einmal sehen, dass die SNB keine andere Möglichkeit hatte», sagt er. Alle anderen Alternativen wären für die Schweiz noch viel schlimmer gewesen.

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