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Wirtschaft Gordon Brown: «Die Globalisierung zwingt uns zur Kooperation»

Gordon Brown erläutert am SEF, warum viele Nationen im selben schlingernden Boot sitzen. Die grösste Herausforderung sei, die Globalisierung zu managen, ohne den Ländern das Recht auf Selbstbestimmung zu nehmen.

Tut er es, oder tut er es nicht – über den Brexit sprechen? Kaum einer der Zuhörer, dem diese Frage nicht unter den Nägeln brennt, als Gordon Brown endlich den Saal betritt. Er tut es. Nicht unbedingt, weil er es will, sondern weil er offenbar nicht anders kann. Denn wie sich im Verlauf seines Referats noch zeigen soll: Die nationale Frage nach Austritt oder Verbleib Grossbritanniens in der EU ist eine nationale, regionale und globale.

«Wer die Ideen hat, gewinnt»

Die Welt, so setzt der einstige Premier und ehemalige britische Schatzkanzler an, droht aus den Fugen zu geraten. Die Produktion verändert und der Konsum wandelt sich, und nicht zuletzt im Morgenland wächst eine neue und bald global gewichtige Mittelschicht heran.

Das kann man auch als Chance sehen, betont Gordon Brown. Nicht nur gäben die Chinesen und Inder ihr Geld mit Freude auch in Europa aus. Auch dass das Abendland das Nachsehen habe, befürchtet er nicht. «Diejenigen, die die Ideen haben, werden gewinnen». Und sofern Europa und die Schweiz in die Bildung investiert, sei man für die Zukunft gut abgestellt.

«Die Globalisierung» allerdings, betont Brown, «zwingt uns zur Kooperation». Denn sie gehe mit Problemen einher, die nur grenzüberschreitend zu lösen seien: Umwelt, Migration, Sicherheit.

Der Drang hin zum Brexit ist eigentlich eine Anti-Globalisierungs-Bewegung

Doch der Ex-Premier macht auch die Schwierigkeiten auf dem Weg hin zur unerlässlichen internationalen Zusammenarbeit klar: Kein Land habe bis jetzt eine Lösung gefunden, wie man das Bedürfnis nach nationaler Selbstbestimmung und staatenübergreifender Zusammenarbeit vereinen könne. Und weil die Globalisierung den Anschein erwecke, ausser Kontrolle zu geraten, seien Nationalisten und Populisten in Schottland, Spanien und vielerorts im Aufwind begriffen.

Der Drang hin zum Brexit – und dieser Brückenschlag ist vielleicht die Pointe von Browns Referat – sei eigentlich eine Anti-Globalisierungs-Bewegung. Weil sie konzentriert zum Ausdruck bringe, was die Welt bewege.

Eben hier zieht Brown auch Parallelen zwischen Grossbritannien und der Schweiz: Die beiden Länder sind Teil eines grösseren Ganzen und doch auf die eigenen Ideen und Vorzüge bedacht. Doch Brüssel lasse nur schwer mit sich dealen, mahnt er. Denn die Personenfreizügigkeit sei als Prinzip Europas nicht verhandelbar.

Europa als Chance im Innern und gegen Aussen

Dabei sieht der ehemalige Schatzkanzler die EU nicht bloss als wirtschaftliche Chance, sondern auch als Versicherung in einem neuen heiklen Kräfteverhältnis: «Zwischen China und Amerika und Amerika und Russland würde ein prekäres Vakuum entstehen, stünden sich die Kräfte direkt gegenüber.» Es brauche Europa, so Brown, unbedingt als dritte ausgleichende Macht.

So betritt der Ex-Premier in seiner gut halbstündigen Rede nationales, globales und dann wieder nationales Terrain. Und für die Europa-Frage, die am 23. Juni eine Nagelprobe erfährt, schwebt ihm zum Schluss eine pragmatische Lösung vor: «Flexibilität ist der nächste Schritt, den die EU erreichen muss.» Denn eine differenzierte Integration mache die Institution interessanter für Grossbritannien, die Schweiz und vergleichbare Länder.

Angst, dass Grossbritannien aus Europa austrete, hegt Gordon Brown keine. Und er grenzt sich damit gekonnt von seinen politischen Gegnern ab, die sich systematisch der Angstmache bedienten. Die Brexit-Befürworter würden den Willen der Wähler verkennen, betont er; Die Bürger möchten die Bevormundung nicht und «wollen selbst entscheiden.»

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