Heizöl-Lieferanten in der Schweiz erleben derzeit Ungewöhnliches: Normalerweise füllen private Hausbesitzer, Liegenschaftsverwalter und Fabriken ihre Öltanks zwischen Sommer und Herbst. Sie decken sich erst dann wieder mit Nachschub ein, wenn das Öl zur Neige geht. Nicht so in diesem Jahr. «Wir haben Kunden, die sagen, es lohne sich zwar noch nicht, jetzt schon aufzufüllen, aber aufgrund des tiefen Preises wollten sie halt trotzdem jetzt schon den ganzen Tank füllen», sagt Philipp Riklin, Geschäftsführer der Ostschweizer Heizöllieferantin Riklin AG.
Hohes Sparpotenzial
Der Kanton St. Gallen beispielsweise braucht pro Jahr 250‘000 Liter Öl, um seine Liegenschaften zu heizen. Diese Menge kostet im Moment rund 200‘000 Franken. Kauft Immobilien-Bewirtschafter Daniel Braun jetzt Brennstoff ein, spart er rund 20 Prozent.
So früh Öl nachzukaufen, sei zwar unüblich, aber durchaus überlegenswert, sagt er. «Wir schauen, dass wir auf der aktuellen Preisbasis auch im nächsten Jahr Einkäufe tätigen können. Allenfalls werden wir prüfen, ob wir uns diese Preise schon früh sichern könnten.»
Tanks um zehn Prozent voller als üblich
Auch andere Kantone, Unternehmen und Private werden vom tiefen Ölpreis zu Vorratskäufen verleitet. Die Öltanks der Schweiz seien rund zehn Prozent voller als in den vorderen Jahren, sagt Heizöllieferant Philipp Riklin. «So einen hohen Füllgrad hatten wir in der Schweiz schon lange nicht mehr. Alle haben etwas mehr eingekauft als in den letzten paar Jahren.»
Der Ansturm auf die Heizöl-Lieferanten dürfte anhalten: Experten gehen davon aus, dass sich der Erdölpreis noch längere Zeit nicht erholen wird.