Die Glitzerwelt der Kasinos verliert ihre Anziehungskraft. Vorletztes Jahr nahm das Grand Casino Baden noch über 100 Millionen Franken ein. Letztes Jahr waren es nur noch 92 Millionen. Das zeigt das an diesem Dienstag präsentierte Jahresergebnis.
Das grösste Kasino der Schweiz leidet darunter, dass es Konkurrenz bekommen hat. Mitten in Zürich steht seit Ende 2012 ebenfalls ein Kasino. Aus Sicht der Badener Kasinobetreiber ist dies aber nur ein Teil des Problems. Die Erträge sinken nämlich seit Jahren. Und das nicht nur in Baden. Auch andere Schweizer Spielbanken befinden sich in einer Krise.
Schwierigkeiten überall die gleichen
Roulette-Tische, Poker-Karten, Slotmaschinen. Egal ob in Baden, Zürich oder Lugano. Die Kasinos gleichen sich. Auch ihre Probleme sind grundsätzlich dieselben: strengere Rauchergesetze, der starke Franken, Verbote für bestimmte Spielautomaten.
Hinzu kommt die Online-Konkurrenz. «Das Internet ist ein Medium, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, auch im Glücksspielmarkt. Das nimmt unserem Bruttospielertrag – dem von normalen Kasinos – natürlich auch noch etwas weg», sagt Detlef Brose, CEO des Grand Casino Baden, in der Sendung «Rendez-vous» von Radio SRF.
Seit 2007 versuchen immer weniger Spieler ihr Glück am langen Roulette-Tisch. Dafür wird an der virtuellen Slotmaschine im Netz immer mehr gezockt. Eine Entwicklung die auch der Eidgenössischen Spielbankenkommission, der Aufsichtsbehörde der Schweizer Kasinos, nicht gefällt. «Dieses Geld entgeht in diesem Fall der AHV/IV», begründet deren Sprecherin Maria Chiara Saraceni.
Betreiben von Online-Kasinos verboten
Die Schweizer Kasinos liefern einen Grossteil Ihrer Gewinne ab – in Baden sind es 60 Prozent. Weil die Online-Kasinos alle im Ausland zuhause sind, geht von ihren Erträgen kein Rappen an den Bund. Und nicht nur dies: Gemäss Schweizer Gesetz sind Online-Kasinos auch illegal. Solange aber kein Bezug zur Schweiz besteht – zum Beispiel via eine Schweizer Internetseite – sind Behörden machtlos.
«Unser Gesetz macht an der Grenze halt. Da können wir auch nichts machen», sagt Saraceni. Die ausländischen Online-Kasinos müssen sich also nicht fürchten. Und auch dem, der dort sein Geld verzockt, drohen keine juristischen Konsequenzen. Denn laut der Spielbankenkommission gilt: «Spielen ist erlaubt, aber nicht das Anbieten.»
Brose und seine Kollegen möchten ihre einarmigen Banditen auch ins Netz stellen dürfen. Ein entsprechendes Gesetz ist am Entstehen. «Nach unserer Meinung müssen diese Konzessionen, die dann irgendwann ausgeschrieben werden, an die Schweizer Spielbanken vergeben werden. Nur so können wir den Rückgang unserer Spielerträge wieder ausgleichen», fordert Brose im Namen der Branche.
Gesetzesvorlage lässt auf sich warten
Von der Milliarde, die noch vor fünf Jahren in den Spielautomaten und bei den Croupiers liegen blieb, sind die Kasinos heute weit weg. 25 Prozent weniger verdienen die Glückspiel-Tempel. Und damit nimmt auch die AHV weniger ein.
Das Geld, das zur Zeit noch ins Ausland fliesst – rund 100 Millionen pro Jahr, schätzen Branchenexperten, Tendenz steigend – wäre entsprechend willkommen. Auch in Bundesbern. Der Bundesrat will deshalb in der zweiten Jahreshälfte einen Gesetzesvorlage in die Vernehmlassung schicken. Bis der erste Schweizer Online-Jackpot geknackt wird, dürften aber mindestens noch einmal fünf Jahre vergehen.
(eglc;lin)